Wien - Vor zwei Jahren noch, da träumte die Universität für angewandte Kunst Wien von einem umfassenden Umbau des gesamten Areals – mit neuem Zugang, neuer Bibliothek, neuer Kantine, saniertem Schwanzer-Trakt und spektakulärer Aufstockung obendrauf. Doch dann drohte das Projekt von Architekt Wolfgang Tschapeller, der sich im Zuge eines Architekturwettbewerbs mit seinem Entwurf durchsetzen konnte, kostenmäßig zu explodieren. Bei einem errechneten Baubudget von 105 Millionen Euro zog Rektor Gerald Bast die Reißleine.

Am Montag wurde das Resultat des Nachfolgeprojekts verlautbart. Im Zuge eines zweistufigen Generalplaner-Verhandlungsverfahren ging das Architekturbüro Riepl Kaufmann Bammer als Sieger hervor. Anders als noch im ersten Architekturwettbewerb soll der unter Denkmalschutz stehende und stark abgenutzte Bau von Karl Schwanzer lediglich saniert werden. Nachträglich errichtete Einbauten sollen entfernt, die einstigen Großraum-Lofts mitsamt Betonfertigteildecke wieder sichtbar gemacht werden. Die Kosten dafür (15,7 Millionen Euro) werden aus dem 200-Millionen-Euro-Topf genommen, den das Wissenschaftsministerium letztes Jahr für die Sanierung von Unigebäuden aufmachte.

Teil der Angewandten siedelt um

Ansonsten bleibt die Universität am Oskar-Kokoschka-Platz unverändert. Um den erhöhten Flächenbedarf abzudecken, siedelt ein Teil der Angewandten jenseits des Wienflusses in die Vordere Zollamtsstraße 7. Der ebenfalls denkmalgeschützte Bau, der lange Zeit als Finanzministerium genutzt wurde und zuletzt einige Jahre leer stand, wird saniert und zu einer "offenen, zeitgemäßen Universität" umgebaut. Bibliothek, Hörsaalzentrum, Ausstellungsräumlichkeiten und ein Teil der Institute und Verwaltung sollen hier beheimatet werden.

Architekt Daniel Brammer spricht von einer "Lockerung der inneren, hermetischen Struktur des Gründerzeit-Hauses" und von einer Überdachung des Innenhofs, den man nun "als eine Art städtischen Campus" lesen könne. Die Kosten für diese Maßnahmen belaufen sich auf 20 Millionen Euro. Den Umbau übernimmt die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), die Angewandte ihrerseits verpflichtet sich als Mieterin für 20 Jahre. Die Verträge seien bereits unterschrieben.

Bessere Arbeitsbedingungen

"Mit dem neuen Projekt erwarte ich mir die Herstellung von wesentlich besseren Arbeitsbedingungen für die Studierenden und Lehrenden", sagt Rektor Bast im Gespräch mit dem STANDARD. "Wir werden insgesamt 8.000 Quadratmeter mehr Platz haben, vor allem aber wird das neue Haus in Wien-Mitte den gesamten Komplex und die Kunstszene rund um die Uni massiv aufwerten."

Die alte WU als Ausweichquartier für die Zeit während der Bauarbeiten ist – wie auch der Entwurf Wolfgang Tschapellers – Geschichte. Stattdessen werden die Institute und Werkstätten im Schwanzer-Trakt vorübergehend in zwei Hausleerstände in der Wiener Innenstadt übersiedeln. Der Baubeginn ist für Mitte 2016 geplant. Anfang 2018 soll das neue "Kunst- und Kultur-Uni-Zentrum" (O-Ton Bast) in Betrieb gehen. (Wojciech Czaja, derStandard.at, 16.2.2015)