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Der volle Geschmack des Fisches entgeht dem Pinguin. Was wenig macht, weil er seine Nahrung ohnehin als Ganzes hinunterschluckt.

Foto: dapd/Petr David Josek

Ann Arbor/Wien - Wenn Pinguine Fisch fressen, dann entgeht ihnen etwas: Seinen vollen Geschmack können sie jedenfalls nicht wahrnehmen, denn dazu fehlen ihnen die Rezeptor-Gene für "umami", den "fleischigen" der fünf Qualitäten des Geschmackssinns.

Das ist aber nicht die einzige Geschmacksrichtung, die den Bewohnern der Südhalbkugel abgeht: Pinguine können auch süß oder bitter nicht schmecken, wie ein US-chinesisches Forscherteam um Jianzhi Zhang von der University of Michigan im Fachblatt "Current Biology" berichtet.

Zwar haben auch einige andere Vogelarten wie Hühner keinen Sinn für "Süßes". Sie besitzen aber Rezeptoren und Gene für bitter und umami. Warum ausgerechnet auch umami - eine wesentliche Geschmacksqualität von Fischfleisch - den Pinguinen fehlt, ist etwas rätselhaft, wie Zhang gesteht: "Wir haben dafür auch keine eindeutige Erklärung, aber einige Ideen."

Kälte als Ursache?

Der Grund liege jedenfalls nicht darin, dass sich wegen der eintönigen Nahrung (Fisch und Krebstiere) der Geschmackssinn der Pinguine rückentwickelt habe. Vielmehr dürfte die Kälte ihres Lebensraums daran schuld sein: Die Geschmacksrezeptoren für süß, bitter und umami sind nämlich temperaturabhängig.

Dazu kommt, dass die Zungen der Vögel eigenartig geformt sind: Ihre Papillen sind mit einer Hornschicht überzogen, die eher zum Festhalten als zum Schmecken dienen. Außerdem schlucken sie ihre Nahrung auf einmal hinunter. Aber vielleicht haben sie sich das auch nur angewöhnt, weil sie so wenig schmecken. (tasch, DER STANDARD, 17.2.2015)