Wien - "Je länger der Holocaust hinter uns liegt, desto weniger gerecht sind Naturalrestitutionen." Diese Aussage von Diethard Leopold in einem "Kurier"-Interview sorgt für Aufregung in der Israelitischen Kultusgemeinde. IKG-Präsident Oskar Deutsch und Erika Jakubovits vom Präsidium empfinden die Aussage als "Verhöhnung der Opfer des Nationalsozialismus", wie es am Dienstag in einer Aussendung heißt.

Auch die Idee, die Sammlung II als Leihgabe in das Leopold Museum zu integrieren und die damit verbundene Forderung nach einer Subventionserhöhung stößt bei der IKG auf Kritik: "Ein Schelm wer da denkt, dass die Sammlung Leopold II durch Verleihung an das Museum 'ins Trockene gebracht' werden soll und lästige Opfer durch Bundesmittel abgefunden werden sollen", heißt es vonseiten der IKG. "Von der Wertsteigerung, die die Leihgegenstände durch die Ausstellung im Leopold Museum erfahren werden, profitiert nach Beendigung der Leihe ausschließlich die Familie Leopold."

Sammler-Sohn Diethard Leopold gebe vor zu wissen, "was gerecht ist und wie man 'fair' mit den beraubten ehemaligen Eigentümern bzw. deren Nachkommen verhandelt", so Deutsch und Jakubovits. "Er liegt aber falsch! Es ist nicht fair, dass quasi staatliche Einheiten wie das Leopold Museum Vergleiche erzwingen wollen. Fair ist es, wie es das Kunstrückgabegesetz für staatliche Einheiten vorsieht, geraubte Kunst zurückzustellen."

Das bevorstehende Ausscheiden der Vorstandsmitglieder Diethard Leopold und Andreas Nödl aus dem Vorstand sieht die Kultusgemeinde daher als "gute Gelegenheit, das Leopold Museum in seiner jetzigen Form aufzulösen". Die Klimt- und Schiele-Werke umfassende Sammlung könne anschließend dem Belvedere übergeben und die weiteren Bestände "entsprechenden anderen Museen überlassen werden". (APA, 17.2.2015)