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Ein Virtuose, der den treffenden Ausdruck abseits der Notenraserei sucht: Trompeter Arturo Sandovals.

Foto: AP/Glenn Pinkerton

Wien - "Viele Jahre lang wollte ich unbedingt immer zeigen, was ich geübt hatte und was ich konnte. Da ich so wenige Möglichkeiten zu spielen hatte, fühlte ich mich gezwungen, in vier Takten vier Millionen Noten unterzubringen", so Arturo Sandoval augenzwinkernd im Booklet zur CD A Time For Love".

Erst in seinen Vierzigern, in der Mitte des Lebens angekommen, hätte er erkannt, dass er "lieber in die Tiefe gehen als hoch hinaus wollte. Dass ich mein Innerstes fokussieren wollte, nicht die Reaktion der Außenwelt."

Wenn der 65-jährige Kubaner heute die Bühne des Porgy & Bess betritt, dann tut er dies also nicht nur als virtuoser Instrumentalist, sondern als gereifter Musiker. Das zu betonen kommt nicht von ungefähr: Kultivierte Arturo Sandoval doch lange Jahre das Image des vitalistischen Kraftmeiers unter den Latin-Jazz-Trompetern, geschult am Vorbild Dizzy Gillespies und Maynard Fergusons. Als Jugendlicher fand Sandoval während des klassischen Trompetenstudiums an der Escuela Nacional de Arte in Havanna über die heimlich gehörten Voice of America -Sendungen Willis Connovers zum Jazz.

Die legendäre, von Chucho Valdés gegründete Latin-Jazz-Band Irakere, der Sandoval bis 1981 angehörte, fungierte als Sprungbrett zu internationalem Renommee. 1977 lernte Sandoval zudem sein Idol Dizzy Gillespie kennen: Die 32 Jahre ältere Bebop-Legende wurde sein Mentor und Förderer, 1982 nahmen sie die erste gemeinsame LP To A Finland Station auf.

Obwohl mit Fidel Castro befreundet, entschloss sich Sandoval 1990 während einer Europa-Tournee, nicht mehr nach Kuba zurückzukehren, und suchte in der US-Botschaft in Rom um politisches Asyl an - er folgte damit dem Beispiel von Saxofonist Paquito D'Rivera (mit dem am 14. März eine weitere Magnifizenz des Latin Jazz im Porgy & Bess gastieren wird).

Das Leben Arturo Sandovals, der seit 1999 US-Staatsbürger ist, in Miami lebt, und sich 2002 mit My Passion for the Piano auch als Pianist vorstellte, wurde von Andy García anno 2000 in For Love or Country verfilmt. Heute sind die Künste des Trompeters im Kontext seines Sextetts in Wien zu bestaunen. (Andreas Felber, DER STANDARD, 24.2.2015)