Das Newscenter von Riepl Kaufmann Bammer Architekten beherbergt im Kern 400 Arbeitsplätze.

Foto: ORF/Riepl Kaufmann Bammer Architektur GbR

Der Erweiterungszubau Richtung Elisabethallee.

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Wien - Der Song Contest ist bereits eine Art Probegalopp. Ein weiterer Testlauf für Crossmedialität startet mit dem Hypo-Untersuchungsausschuss. "Wir können nicht warten, bis wir 2020 in den neuen Newsroom einziehen", sagt Stefan Ströbitzer. Er führt als Projektleiter TV, Radio und Online zum multimedialen ORF-Newsroom auf dem Küniglberg zusammen.

Zehn ORF-Redakteure berichten ab morgen, Mittwoch, gemeinsam in TV, Radio und online über den Untersuchungsausschuss und die Causa Hypo. TV-Wirtschaftsressortleiter Christoph Varga koordiniert das Team.

Befürchtungen, wie sie etwa von Ö1-Mitarbeitern geäußert werden, dass durch multimediales Arbeiten Meinungspluralismus zu einem Einheitsbrei wird, versucht Ströbitzer in einem Hintergrundgespräch zu zerstreuen: "Im Ö1-Journal wird sicher jemand anderer analysieren als etwa in der ZiB 2." Die Zusammenarbeit werde nicht dazu führen, dass jeder alles machen muss: "Wir wollen nicht den multimedialen Hamster einführen. Das war nie das Ziel."

Teil der Hypo-Berichterstattung werde auch ein Liveticker auf orf.at sein, der parallel mit einer Social-Media-Wall läuft, auf der Tweets, Facebook-Postings oder Instagram-Fotos eingebunden werden. "Online und Social Media rücken ins Zentrum", so Ströbitzer. Eine direkte Möglichkeit, unter den Einträgen zu posten, werde es aber nicht geben. Userkommentare werden auf der Plattform debatten.orf.at gebündelt.

Team Champions League

Neben Song Contest und Hypo-U-Ausschuss soll es weitere Crossmedia-Teams geben. Ströbitzer nennt als Beispiel die Champions League, die ab nächster Saison in den ORF zurückkehrt - mit Ticker und Social Media.

Der ORF hat sich ein neues "Leitbild für multimediales Arbeiten" verpasst. Das Papier wurde von 100 ORF-Mitarbeitern erarbeitet und soll ein Kitt für die Zusammenarbeit über Ressort- und Plattformgrenzen hinweg sein.

Der Kern des Newscenters soll laut derzeitigem Planungsstand 400 Arbeitsplätze umfassen. Formiert werden Einheiten, die zwar verschiedene Kanäle bespielen, aber zu tagesaktuellen Themen zusammenarbeiten. Etwa aus den Sparten Innenpolitik, Außenpolitik, Wirtschaft, Sport oder Chronik.

Der multimediale Newsroom

Gruppiert beim Sender

Die übrigen Journalisten bleiben im Cluster der jeweiligen Sender. Damit soll garantiert werden, dass Sender wie Ö1 oder FM4 ihre Eigenständigkeit nicht verlieren. "Wir haben uns bewusst gegen eine Großraumlösung entschieden", so Ströbitzer, "wir sitzen nicht in einem Raum, sondern in vielen." Ein Redaktions- und Planungssystem für alle journalistischen Bereiche und Landesstudios soll die Koordination erleichtern. Die Sanierung des ORF-Zentrums kostet rund 300 Millionen Euro, für den Zubau sind 60 Millionen projektiert. (omark, DER STANDARD, 24.2.2015)