Ein Mahlzahn von Epirigenys lokonensis, einem 28 Millionen Jahre alten Vorläufer der heutigen Flusspferde.

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Paris - Der Großteil dessen, was wir heute als "typisch afrikanische" Fauna wahrnehmen, setzt sich aus den Nachkommen ehemaliger Einwanderer zusammen. Der Stammbaum der Elefanten wurzelt wirklich in Afrika - die meisten anderen jedoch haben ihren Ursprung im einstmals verbundenen Lebensraum Eurasien-Nordamerika: Ob Nashörner, Zebras, Giraffen, Löwen oder Hyänen, sie alle gehören zur Säugetiergruppe der Laurasiatheria.

Die meisten aus dieser Tiergruppe wanderten erst vor etwa 18 Millionen Jahren in Afrika ein, nachdem sich der einstmals isolierte Kontinent nach Norden auf Eurasien zugeschoben hatte. Wie ein Team aus französischen und kenianischen Paläontologen in der britischen Fachzeitschrift "Nature Communications" berichtet, waren andere jedoch deutlich früher dran: die Flusspferde.

Epirigenys lokonensis

Grundlage dieses Befunds ist ein in Kenia entdecktes, rund 28 Millionen Jahre altes Fossil. Anhand der Zähne und Kiefer fanden die Forscher heraus, dass es sich offenbar um eine eine bislang unbekannte Art handelt. Diese Art stand am Übergang von der ausgestorbenen Tiergruppe der Anthracotheriidae zu den heutigen Flusspferden, deren älteste Knochenfunde rund 20 Millionen Jahre alt sind. "Wir haben einen ganz neuen Vertreter aus der Familie der Anthracotheriidae entdeckt", sagte der Paläontologe Fabrice Lihoreau von der Universität von Montpellier.

Bei den Anthracotheriidae handelte es sich um Paarhufer, die vor allem in Eurasien und später auch Afrika lebten, einige wenige Arten auch in Nordamerika. Die ältesten Vertreter stammen noch aus dem Eozän. Das mit 40 Millionen Jahren älteste Fossil wurde in Asien entdeckt, vor etwa zwei Millionen Jahren starb diese Tiergruppe schließlich aus.

Laut der Studie handelte es sich bei dem nun gefundenen Tier um einen rund hundert Kilogramm schweren Pflanzenfresser von der Größe eines Schafs. Aufgrund von anderen in seiner Umgebung entdeckten Fossilien gehen die Forscher davon aus, dass das Tier in der Nähe eines großen Sees lebte. In Anspielung auf den Fundort Lokone nannten sie die Spezies Epirigenys lokonensis - "Epiri" bedeutet in der örtlichen Sprache Flusspferd.

Schwimmen ist nützlich

Lange Zeit ging die Forschung davon aus, dass Flusspferde unter den Paarhufern am nächsten mit Schweinen und Pekaris verwandt sind. DNA-Untersuchungen zeigten jedoch, dass die engsten heutigen Verwandten der Flusspferde die Wale sind, bei denen es sich streng genommen ebenfalls um Paarhufer handelt.

Diese Verwandtschaft dürfte es letztlich auch gewesen sein, warum die Urahnen der Flusspferde vor etwa 35 Millionen Jahren als Pioniere unter den Paarhufern in Afrika ankamen. Nach Lihoreaus Einschätzung müssen die Anthracotheriidae bereits an eine semiaquatische Lebensweise gewohnt gewesen sein: "Wahrscheinlich sind sie nach Afrika geschwommen." (red, derStandard.at, 28. 2. 2015)