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Am Donaukanal in Wien tut sich was: Nördlich des Tel Aviv Beaches könnte bald ein großes Ganzjahres-Gastroprojekt entstehen. Dafür soll die Fläche vis-à-vis von "Motto am Fluss" (im Bild links) konsumfreies Areal werden.

Foto: Reuters/Prammer

Wien - Es ist ein aufsehenerregendes Vorhaben, das die Gremien der Stadt Wien beschäftigt. "Auf einer Grünfläche stromabwärts der Augartenbrücke am linken Donaukanalufer", wie es in der Projektbeschreibung heißt, soll "Sky & Sand" entstehen. Pläne zur Gestaltung des 1000 Quadratmeter großen Gastro- und Eventbereichs mit 800 Sitzplätzen nördlich des Tel Aviv Beaches sowie des Otto-Wagner-Schützenhauses liegen dem STANDARD vor.

Die Projekteckdaten sehen die Errichtung eines großen Pavillons samt Obergeschoß und Terrasse sowie Outdoor-Sitzplätze mit Beach-Club-Flair vor. Der Glaspavillon soll per Knopfdruck geöffnet und geschlossen werden können, damit ist eine Ganzjahresnutzung möglich.

Architektonisch sei das Projekt mit dem Restaurant "Klee am Hanslteich" im 17. Wiener Bezirk oder mit Mole West, dem Café-Restaurant im burgenländischen Neusiedl am See direkt am Wasser, vergleichbar. Die Terrasse soll zum Teil überdacht werden, Liegemöglichkeiten und Lounges bieten.

3,2 Millionen Euro Investitionen

Gastronom Philipp Pracser, der etwa das selbsternannte Entertainment-Center Ocean Park in der Millenium City sowie Bowlinghallen und Betriebe im Wiener Prater führt, arbeitet als Geschäftsführer seit eineinhalb Jahren an Sky & Sand. Er plant, 3,2 Millionen Euro in das Projekt zu investieren. "Damit ist auch die Schaffung von 65 Fixarbeitsplätzen verbunden", sagt Pracser im Gespräch mit dem Standard. "Saisonal können es bis zu 110 sein."

Karlheinz Hora, SPÖ-Bezirksvorsteher im zweiten Bezirk, hat das Gastronomieprojekt laut eigenen Angaben "von Anfang an unterstützt". Der große Pluspunkt: Im Bereich des geplanten Standortes würde es keine direkten Anrainer geben. "Bei anderen Gastrostandorten am Donaukanal gibt es viel größere Lärmprobleme."

Bedenken gegen Projekt

Dennoch haben laut Hora die MA19 (Architektur und Stadtgestaltung) sowie die Grünen Bedenken. Hintergrund: In der Stadtentwicklungskommission (STEK) wurden "Leitlinien für die Entwicklung des Donaukanals" erarbeitet, die das Spannungsverhältnis zwischen konsumfreier Erholung und Kommerzialisierung berücksichtigt. So wurde auf eine Vor-Ort-Befragung der Bevölkerung verwiesen, die keinen weiteren Kommerz, nur kleine Veränderungen fordert.

Die Fläche, auf der Sky & Sand entstehen soll, wurde von der STEK als Grünfläche ausgewiesen, rund fünf Bäume müssten gefällt werden. "Das stimmt", sagt Hora. "Allerdings würde eine für Anrainer viel sensiblere Fläche zwischen Marien- und Schwedenbrücke dafür abgetauscht werden." Soll heißen: Gegenüber der Anlegestelle des Twin City Liner nach Bratislava soll als Ausgleich ein konsumfreies Areal samt Beschattungs- und Begrünungskonzept umgesetzt werden.

Gutachten angefordert

Die MA19 hat wegen Sky & Sand ein weiteres städtebauliches Gutachten angefordert, was Hora erzürnt. "In dieser Stadt regieren Gutachter, die Stadtbildgestaltung entscheidet alles. Das ist keine versteckte Kritik an Vizebürgermeisterin Vassilakou."

Pracser betont, dass er im Rahmen des Projektes auch Mehrwert für die Öffentlichkeit schaffen wird: Das Gäste-WC wird laut dem Gastronomen ohne Konsumzwang auch für Passanten zugänglich sein. Eine Brücke und ein Lift werden den Wettsteinpark mit dem Donaukanal verbinden. Die Kaimauer wird saniert, und die Grünflächen neben Sky & Sand werden instand gehalten. Pracser: "Mein Wunschziel ist, im April 2016 aufzusperren."

Kommerz- statt Kaiserwiese

Umstritten ist auch ein anderes Projekt für eine Konsumzone ebenfalls in der Leopoldstadt: Die Kaiserwiese vor dem Riesenrad wurde nach der Wiener Wiesn im Oktober nicht wiederhergestellt. Es gibt keinen Rasen mehr, der Boden ist schlammig. Zudem ist das Areal seit Monaten für die Show Palazzo abgesperrt. Die Bürgerinitiative "Kaiserwiese für Alle" sammelte bis Mitte Februar dieses Jahres 2000 Unterschriften für eine frei betretbare Grünfläche ohne Konsumzwang.

Hora bestätigt nun, dass es Überlegungen gibt, die öffentliche Fläche in einen Schotterrasen umzuwandeln. Dieser Bodenbelag hält Belastungen durch Menschenmassen, Auf- und Abbauarbeiten bei Großevents stand. "Mit einer Parkwiese hätte das nichts mehr zu tun", sagt Eric Kläring von der Initiative. Ein geschlossener Arbeitskreis tagt zum Thema. Eine Entscheidung könnte bei der Bezirksvertretungssitzung am 25. März verkündet werden. Heuer sind 30 Eventtage geplant. (David Krutzler, Julia Schilly, DER STANDARD, 26.2.2015)