Hamburg – Noch nicht einmal ein Jahr ist es her, dass der 1931 in Berlin geborene Literaturkritiker Fritz J. Raddatz in der Welt, einem der vielen Blätter, für die er in den 62 Jahren seiner Berufslaufbahn schrieb, den Abschied vom Journalismus erklärte. Mit einem Paukenschlag. Wie immer. Vieles, so Raddatz, gebe ihm heute Rätsel auf, sei "unlösbar oft, abstoßend nicht selten" und insgesamt seinem Geschmack ungemäß.

Raddatz, der Lektor (unter anderem bei Rowohlt) war, bevor er das Feuilleton der Zeit (1977–1985) leitete, war ein Sinnesmensch, brillant, zuweilen provokant und immer umstritten. Eines seiner Bücher, ein Erinnerungsband, trägt den Titel "Unruhestifter". Nicht nur als dieser wird Fritz J. Raddatz, der am Donnerstag 83-jährig verstarb, fehlen. (Stefan Gmünder, DER STANDARD, 27.2.2015)