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Am Donaukanal auf Höhe des Flex will Umweltstadträtin Ulli Sima "schwimmende Gärten" errichten. Schräg gegenüber soll auf einer Grünfläche ein privates Gastro-Großprojekt entstehen.

Foto: APA / MA 42

Rust – Wiens Bürgermeister Michael Häupl hat am Donnerstag den Großteil des Pulvers verschossen. Mit der Ankündigung, wieder Gemeindebauten zu errichten und die Gebühren 2015 und 2016 nicht zu erhöhen, sorgte Häupl bei der Klubklausur der Wiener SPÖ im Rust für Wahlkampfstimmung. Am Freitag wurden weitere "Leuchtturmprojekte" von den sieben roten Stadträten vor den Genossen präsentiert.

Für Aufsehen sorgte die Ankündigung von Umweltstadträtin Ulli Sima, den Donaukanal teilweise zu überplatten. Auf Höhe des Szeneklubs Flex soll die Uferpromenade mittels dreier Platten mit der Mauer der Kaiserbadschleuse verbunden werden. Diese sollen mit Bepflanzungen begrünt werden. Zudem sind Liegemöglichkeiten, Sonnensegel sowie Aussichtsplattformen geplant.

Ein Rendering des Projekts liegt bereits vor. Näheres konnte Sima über diese "schwimmenden Gärten" nach Pariser Vorbild noch nicht sagen. Die Präsentation erfolgte vor genaueren Planungen und Projektansuchen, Fragen zu Baubeginn, Fertigstellung und Kosten konnte Sima noch nicht beantworten.

SPÖ grundsätzlich für Gasthäuser

Erst vor zwei Tagen machte der STANDARD Pläne eines Gastronomen publik, der auf der gegenüberliegenden Seite des Donaukanals auf einer Grünfläche ein Gastro-Großprojekt inklusive Pavillon, Terrasse sowie Outdoor-Sitzplätzen mit Beach-Club verfolgt. Darauf angesprochen, ließen Vertreter der SPÖ auch Sympathien für dieses Projekt mit 800 Sitzplätzen durchklingen. "Wir sind grundsätzlich für die Errichtung von Gasthäusern", antwortete Häupl mit einem Lächeln. "Aber wir bauen sie nicht selbst."

Karlheinz Hora, SPÖ-Bezirksvorsteher im zweiten Bezirk, steht hinter dem 3,2-Millionen-Euro-Projekt. Bedenken haben die MA 19 (Architektur und Stadtgestaltung) sowie die Grünen. Denn laut den "Leitlinien für die Entwicklung des Donaukanals" wurde die Grünfläche, auf der das Ganzjahresprojekt "Sky & Sand" entstehen soll, als konsumfreie Fläche ausgewiesen.

Hora kündigte aber an, das Areal mit einer für Anrainer lärmsensibleren Fläche zwischen Marien- und Schwedenbrücke abzutauschen, wo kommerzielle Nutzung derzeit erlaubt ist. Dort soll ein Beschattungs- und Begrünungskonzept umgesetzt werden.

"Skandalöser" Plan

Architektin Gabu Heindl, die in den vergangenen zwei Jahren die Gestaltungsleitlinien für den Wiener Donaukanal erarbeitet hat, hält die Ankündigung dieses Flächenabtauschs und die Dimension des Projekts für "skandalös. Dort, wo Sky & Sand entstehen soll, ist die einzige in der Sonne liegende, zentrale noch nicht kommerzialisierte Wiesenfläche in der urbanen Mitte des Donaukanals".

Heindl hat in den Leitlinien das Areal keinesfalls als Konsumzone empfohlen. "Das ist Naherholungsfläche." Gastronom Philipp Pracser wirbt hingegen mit der Schaffung von 65 Fixarbeitsplätzen und öffentlichem Mehrwert, etwa dem Bau von Brücke und Lift, der Sanierung der Kaimauer sowie einem öffentlich zugänglichen WC.

Copa Cagrana beleben

Einen ebenfalls am Wasser gelegenen Ort, der in den vergangenen Jahren zunehmend an Attraktivität verloren hat, will Stadträtin Sima zu neuem Leben erwecken: Nach der Räumungsklage gegen den bisherigen Generalpächter arbeitet sie an einem Gesamtkonzept für die am Fuße des DC-Towers gelegene Copa Cagrana. In einem ersten Schritt sollen zwei neue Lokale errichtet werden.

Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch kündigte am Freitag an, neben den großen Bildungscampus-Projekten auch sogenannte "Mini-Campus"-Zonen errichten zu wollen. Sie sollen im Erdgeschoß von neuen Wohnbauten untergebracht werden und Raum für je neun Schulklassen und fünf Kindergartengruppen bieten. Damit sollen die Betreuung und der Unterricht für die wachsende Zahl der Kinder in Wien ermöglicht werden.

Weiter fördern will Oxonitsch den Spracherwerb der Kinder. Er verdoppelt die Zahl der Sprachförderassistenten in den Kindergärten von 120 auf 240 und will dafür "in der nächsten Zeit" rund 3,6 Millionen Euro investieren. Die Schulden der Stadt waren in Rust nur ein Randthema. (Rosa Winkler-Hermaden, David Krutzler, DER STANDARD, 28.2.2015)