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Reist selbst nicht gerne: Jane Goodall

Foto: AP Photo/Rick Rycroft

STANDARD: Sie äußern sich recht optimistisch dazu, was Trekkingreisen zu Menschenaffen bewirken können. Welche positiven Effekte sehen Sie?

Goodall: Das Reisen ändert Einstellungen, und Reisende sind selbst Vehikel. Sie transportieren, was sie gesehen haben. Es gibt immer mehr Menschen - natürlich nicht annähernd genug -, die sich für einen einfacheren Lebensstil entscheiden, wenn sie einmal da draußen im Dschungel waren. Das sind keine Hippies mehr, die so reisen. Und wenn wir auch berühmte Menschen dafür begeistern, bringt uns das weiter. Sind Angelina Jolie und Brad Pitt erst einmal dort gewesen - ich weiß zwar nicht, ob sie das machen würden -, dann wird es auf einmal Mode.

STANDARD: Aber was wird Mode: Trekkings zu den Primaten an sich oder die Erkenntnis daraus?

Goodall: Jeder ist anders, und ich habe auch gar keine Ahnung von Filmmenschen. Mir scheint eher, sie leben nicht besonders nachhaltig. Das heißt trotzdem nicht, dass sie sich nicht ändern könnten. Es geht aber um die Öffentlichkeit, die sie haben. Die andere Sache sind soziale Medien. Die können so viel mehr Veränderung bringen als irgendetwas, das meiner Generation je zur Verfügung stand.

STANDARD: Vielleicht sogar mehr als Promi-Reisen?

Goodall: Ja, vielleicht.

STANDARD: Aber sehen Sie konkrete positive Effekte von teuren Trekkingreisen auf den Artenschutz in Uganda oder Tansania?

Goodall: Mit Tourismus kenn ich mich nicht aus. Ich weiß aber, dass es viel Geld braucht, um Artenschutzprojekte aufzuziehen. Viele Menschen, die die Tiere mit eigenen Augen gesehen haben, stellen dieses Geld dann zur Verfügung. Dadurch werden Veränderungen wahrscheinlicher - das ist der Effekt.

STANDARD: Sie selbst verabsäumen in keinem Interview zu betonen, wie ungern Sie reisen. Warum?

Goodall: Ich habe keine Zeit dafür. Wenn ich nicht sowieso gerade unterwegs bin, gibt es daheim immer irgendein Projekt fertigzustellen. (Sascha Aumüller, Rondo, DER STANDARD, 6.3.2015)