Wien - Finnland tritt beim 60. Eurovision Song Contest in Wien mit dem in vieler Hinsicht ungewöhnlichsten Beitrag an: Zum einen singt die Band Pertti Kurikan Nimipäivät (PKN) eine reinrassige Punknummer, was beim ESC nicht alltäglich ist. Andererseits dürfte "Aina mun pitää" mit nur eineinhalb Minuten das kürzeste ESC-Lied aller Zeiten sein. Und dann haben sich die vier Bandmitglieder bei einem Workshop für Menschen mit geistiger Behinderung kennenglernt.

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Finnlands Beitrag: Pertti Kurikan Nimipäivät.
Foto: APA/YLE/ANTON SUCKSDORFF

Pertti Kurikan Nimipäivät (auf Deutsch "Pertti Kurikans Namenstag", was auf den Gitarristen der Formation anspielt) hat schon eine lange Bandtradition. So entstand die vierköpfige Truppe 2009 aus einem Workshop für lernbehinderte Menschen und hat bereits einige Platten veröffentlicht. International bekannt wurde PKN durch den Dokumentarfilm "The Punk Syndrome" von Jukka Kärkkäinen und Jani-Petteri Passi.

Eurovision Song Contest

Nun setzte sich PKN beim mehrteiligen finnischen Vorentscheid "Uuden Musikiin Kilpailu" gegen die Konkurrenz durch, wobei man mit der griffigen Werbezeile "Down-Syndrom-Punks" vermarktet wird, was nur bedingt richtig ist. So hat nur eines der Bandmitglieder die Down-Behinderung Trisomie 21. Einer hat das Williams-Beuren-Syndrom, einer MBD (Minor oder Minimal Brain Dysfunction) vulgo ADHD und einer laut finnischen Medien eine "leichte geistige Behinderung ohne weitere Diagnose".

Wie dem auch sei, liefert PKN mit "Aina mun pitää" (auf Deutsch "Ich muss immer") waschechten Punk. Sänger Kari Aalto grölt seinen Text zu repetitiven Gitarrenklängen, die vom Schlagzeug vor sich hergetrieben werden. Obgleich auch schon gesetzteren Alters, liefern die vier Herren hier authentisches Anstinken gegen das Establishment, das etabliertere Formationen wie die Toten Hosen beinahe ein wenig saturiert erscheinen lässt. (APA)