Viele Städte und Regionen schicken Vertreter zur Mipim, die vor allem auch Standortmesse ist. In Wien hält man das nicht für nötig.

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Nach der Mipim ist vor der Mipim, das gilt vor allem für die Austria-Stand-Organisatorinnen Birgit Oberwalder (li.) und Gerda Zauner.

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"Die Österreicher tendieren zwar ein wenig stärker zur Expo Real in München, aber die Mipim in Cannes wollen sie auch nicht auslassen", sagt Gerda Zauner. Sie organisiert mit ihrer Agentur Pia.Pink gemeinsam mit Co-Geschäftsführerin Birgit Oberwalder seit 2004 den Austria-Messestand auf der Mipim, und dieser wird heuer wieder etwas mehr ausstellende Firmen willkommen heißen können als im vergangenen Jahr. Die Wirtschaftsagentur Wien sowie die Wien 3420 Aspern Development AG wollen sich heuer in Cannes nämlich erstmals groß präsentieren.

Dass die Stadt Wien zumindest in Gestalt der Wirtschaftsagentur dabei ist, freut die beiden, denn das war nicht immer so. "Seit 2004 ist der Österreich-Stand in der 'Riviera Hall'; damals noch mit einer ganz großen Wien-Beteiligung. Wien war damals einer der Hauptaussteller auf dem Österreich-Stand", erinnert sich Zauner.

Wiener Politiker fehlen

Nun ist die Bundeshauptstadt also wieder präsent, was auch den Leiter des AußenwirtschaftsCenters der WKÖ in Paris, Herbert Preclik, freut. Dass sich kein hoher Politiker aus Wien auf den Weg nach Cannes macht, findet er aber "sehr schade", wie Preclik dem Standard sagt. "Ich kämpfe seit Jahren darum und deponiere auch regelmäßig in Wien, dass hier Nachholbedarf besteht."

Preclik verweist darauf, dass die Mipim schließlich vor allem eine Standortmesse sei, "und Städte wie München oder Ostrava schicken ihre Stadtchefs dort hin, deutsche Bundesländer werden von Ministern repräsentiert. Nur in Wien denkt man, dass es ewig so sein wird, dass man ewig die Zentrale für den CEE-Raum bleibt. Das ist aber nicht mehr so."

Auch Zauner bedauert das Fehlen der hohen Politik. "So eine Messe wäre eine wunderbare Gelegenheit für Standortmarketing." Als wieder einmal einziger heimischer Politiker wird einmal mehr St. Pöltens Bürgermeister Matthias Stadler die Gelegenheit wahrnehmen, für Betriebsansiedlungen in seiner Stadt zu werben. Ansonsten hat sich kein weiterer Bürgermeister oder gar Landesrat angekündigt.

Signal an österreichische Unternehmen

Oberwalder und Zauner erzählen, dass sie sich viele Jahre lang darum bemüht hätten, die Ansiedlungsagentur Austrian Business Agency (ABA) nach Cannes als Aussteller zu bewegen. "Denn die haben ja den Auftrag, den Standort Österreich zu positionieren bzw. zu bewerben. Aber wir haben irgendwann gemerkt, dass dort keine besondere Messe-Affinität vorherrscht", sagt Oberwalder. Würde die ABA einen Auftritt organisieren, "wäre es für uns wesentlich leichter, die Länder als Aussteller dazuzubekommen".

Aus der ABA heißt es dazu zum Standard, man sei früher auf Messen vertreten gewesen, dies habe sich aber letztlich nicht als zielführend erwiesen. "Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist für unsere Zwecke nicht gut genug", was auch für andere Messen gelte - etwa auch die Expo Real. "Wir fahren deshalb kaum noch als Aussteller auf Messen."

Auch die WKÖ-Außenwirtschaft war anfangs - noch vor Precliks Zeit als Handelsdelegierter - nur schwer hinzubewegen, sagen die beiden Organisatorinnen. "Die AWÖ hat zwar irgendwann erkannt, dass diese Messen auch eine starke Standortbetonung haben. Wir mussten dennoch in unzähligen Terminen Überzeugungsarbeit leisten."

Dass sich heimische Städte und Regionen auf der Mipim blicken lassen, wäre nicht zuletzt auch ein wichtiges Signal an die österreichischen Unternehmen vor Ort, "weil sie sich dadurch gut repräsentiert fühlen würden im Ausland", sagt Zauner. "Wir als Standorganisatorinnen verstehen uns letztlich bloß als Dienstleister dahinter. Unsere Aufgabe ist es, eine perfekte Plattform zu schaffen, damit die Aussteller ihr Core-Business optimal umsetzen können."

Eine offizielle Eröffnung des Austria-Stands wird es nicht geben. Als inoffizielle Eröffnung dient der abendliche Netzwerk-Cocktail am Mittwoch, an dem auch Preclik anwesend sein wird.

Trend zu kleineren Budgets

Dass sich der Austria-Stand auf der Messe von Jahr zu Jahr nicht allzu sehr verändert und somit einen gewissen Wiedererkennungseffekt gewährleistet, auch was das Design betrifft, ist für die beiden Organisatorinnen ein wichtiger Faktor - "wichtiger, als wir immer dachten". Über den Standort in der Riviera Hall sind die beiden sehr froh - "und wir haben es im Lauf der Zeit auch immer besser geschafft, diese Fläche zu bespielen". Generell gehe der Trend bei der Mipim weiter in Richtung kleinerer Budgets. Ein paar Großaussteller brauche es aber immer, um den Stand wie geplant umsetzen zu können. "Mit 40 Kleinausstellern können wir auf der Fläche nichts anfangen."

Dass ein Unternehmen wegen der Kosten auf die Mipim verzichtet, können sie im Übrigen nicht verstehen. "Veranstalter Reed hält in Cannes die Hotelpreise stabil, was in München nicht der Fall ist. Die Hotels in Cannes könnten jeden Preis verlangen, denn es sind viele Unternehmen da, die viel dafür zahlen würden, alle Mitarbeiter im selben Hotel unterzubringen. Die Hotels machen das aber nicht." In Cannes gebe es außerdem die Gratis-Shuttles zu den Hotels. "Und auf der Mipim gibt es auch einen Fixpreis für den Stand, da kommt am Ende nichts mehr dazu. In München schon."

Mit den Vorbereitungen für den Expo-Stand in München im Oktober ist Pia.Pink übrigens auch schon wieder fast fertig. Dort wird es heuer eine Vergrößerung des österreichischen Messestands geben, kündigt Zauner an. Und auch die Mipim 2016 nehmen die beiden schon in Angriff. "Direkt nach der einen Messe muss man schon für die nächste planen." Dass man zu diesem Zeitpunkt noch nicht wisse, wie viele Aussteller man haben werde, sei eben das Risiko als Veranstalter. (Martin Putschögl, DER STANDARD, 7.3.2015)