Blick zurück in die Lebensgeschichte: Nikolaus Geyrhalters Langzeitdokumentarfilm "Über die Jahre".

Foto: Diagonale

Graz - Am 17. März wird die letzte Diagonale eröffnet, die Barbara Pichler verantwortet. Bei der Programm-Pressekonferenz in der Wiener Bawag P.S.K. gab es deshalb auch Blumen für die scheidende Intendantin, die im nächsten Jahr vom Duo Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber abgelöst wird. Auch das Festival, das mit Karl Markovics' zweitem Spielfilm Superwelt eröffnet wird, steht im Zeichen des Dialogs zwischen erfahrenen Filmemachern und einer neuen Generation. Gerade im Spielfilmbereich sind mit Andrina Mracnikars Beziehungsdrama Ma Folie oder dem Debüt des in Argentinien lebenden Regisseurs Lukas Valenta Rinner, Parabellum, auch jüngere Autoren zu entecken. Hervorgehoben wurde von Pichler aber auch Peter Schreiners Lampedusa und Ludwig Wüsts (Ohne Titel), die in Graz ihre Uraufführung feiern. Als ORF-Premiere wird Barbara Eders Landkrimi Kreuz des Südens gezeigt, auch Andreas Prochaskas Wenn du wüsstest, wie schön es hier ist ist zu sehen.

Personale Geyrhalter

Bei den Dokumentarfilmen ist Nikolaus Geyrhalters schon auf der Berlinale präsentierte Langzeitstudie Über die Jahre eines der Highlights: Über zehn Jahre lang hat der Filmemacher, der sonst gerne entfernte Regionen aufsucht, die Biografien ehemaliger Mitarbeiter einer Waldviertler Textilfabrik verfolgt. Geyrhalter ist auch eine umfassende Personale gewidmet. Weitere Uraufführungen kommen mit Constantin Wulffs Wie die anderen, dem Institutionenporträt einer Kinder- und Jugendpsychiatrie in Tulln. Als Österreichpremiere läuft Dreams Rewired - Mobilisierung der Träume, ein Essay des Regietrios Manu Luksch, Martin Reinhardt und Thomas Tode über technologischen Utopismus, der durch historisches Bildmaterial führt.

Umfangreiche Experimente

Traditionell umfangreich ist die Sektion experimenteller Formate programmiert, in der besonders viele Arbeiten bekannter Filmkünstlern aufscheinen: Von Johannes Hammel (Buildings) und Friedl vom Gröller (u.a. Empört Euch!) über Sasha Pirker/Lotte Schreiber (Exhibition Talks) und Virgil Widrich (back track) bis zu Michaela Grill (Into the Great White Open) und Josef Dabernig (Zlaté Piesky Rocket Launch).

Die Filmemacherin Mirjam Unger präsentierte bei der Pressekonferenz einen Archivfund, der in Graz als Mitternachtsschiene gezeigt wird: Draußen in der Stadt, eine Jugendserie von Ostbahn-Kurti-Autor Günter Brödl, die 1978 auf 16mm gedreht wurde. Der Spezialgast der Diagonale ist dieses Jahr die französische Filmemacherin Mia Hansen-Love, über die Pichler ins Schwärmen geriet: Sie liebe die Arbeiten der Regisseurin für ihre Unaufgeregtheit. Zuletzt hat sich Hansen-Love in Eden mit der Pariser House-Szene der in den 90er-Jahren beschäftigt. Historische Programme steuern erneut Synema, das Filmmuseum und das Filmarchiv bei: Filme von in der Nazi-Zeit vertriebenen Avantgardisten wie Friedrich Fehers The Robber Symphony oder restaurierte Arbeiten des österreichischen Eigenbrötlers Alfred Kaiser. (Dominik Kamalzadeh, derstandard.at, 6.3.2015)