Eine von vielen: die "Mall of Berlin". Zwischen 40 und 70 Malls gibt es in der deutschen Hauptstadt. Eine Erweiterung des 76.000 Quadratmeter umfassenden Shoppingcenters ist bereits auf Schiene.

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Mit Großprojekten ist es in Berlin so eine Sache - etwa wenn man an den Flughafen Berlin Brandenburg denkt. Der Bau der "Mall of Berlin", ein im Vorjahr eröffnetes Shoppingcenter am Leipziger Platz, fiel zwar nicht ganz so katastrophal aus, gröbere Schwierigkeiten gab es dennoch.

Mehrere Male musste beispielsweise die Eröffnung verschoben werden - und selbst als der Konsumtempel schon seine Pforten geöffnet hatte, kämpfte der Betreiber noch mit dem Brandschutz. Vor Weihnachten stand laut Medienberichten gar eine Schließung im Raum. Auch der Beiname "Mall of Shame" dürfte der Albtraum jeder PR-Agentur sein: Wochenlang demonstrierten rumänische Arbeiter, die um ihren Lohn geprellt worden waren, vor der Mall. Ihr Auftraggeber war pleitegegangen.

Unbestimmte Zielgruppe

"Schnee von gestern" ist das für Ronald Steinhagen, geschäftsführender Gesellschafter des Makler- und Beratungsunternehmens Comfort in Leipzig und Berlin. Die Probleme seien mittlerweile gelöst. Erst vor kurzem hat sein Unternehmen einen neuen Mieter für die 76.000 Quadratmeter große Mall vermittelt. Die meisten Mieter seien insgesamt "recht zufrieden mit der Performance". Die schlechte Presse zur Eröffnung wirkt trotzdem noch nach. "Bei bestimmten Leuten" habe das den Ruf sicher nachhaltig geschädigt, meint Steinhagen. Diese würden aber wohl ohnehin nicht in einem Shoppingcenter einkaufen.

Brancheninsider sehen die Mall nicht nur positiv: Manch einer wundert sich beispielsweise über den Mietermix, der von Deichmann bis Ralph Lauren eine recht unbestimmte Zielgruppe anzusprechen versucht: "Einfach nur alle Marken unter einem Dach zu haben reicht nicht mehr aus", sagt etwa einer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Ein "hybrides Center" ist es für Steinhagen - dort finde "sowohl der Massenmarkt alles als auch Kunden, die von weiter her kommen".

Kein Bedarf mehr

Mittlerweile gibt es in Berlin - je nachdem, welche Kriterien gelten - zwischen 40 und 70 Malls. Als die "Hauptstadt der Shoppingcenter" wurde Berlin daher in einem Marktbericht von CBRE im Vorjahr bezeichnet. Diese hohe Dichte wird auf die historische Teilung der Stadt zurückgeführt: 34 Center wurden in den letzten 20 Jahren gebaut, die meisten davon im ehemaligen Osten.

"Mit Bedarfsdeckung hat das mittlerweile nichts mehr zu tun", sagt Steinhagen. Durch ungebremstes Flächenwachstum sinke die Produktivität auf den Bestandsflächen, neuer Umsatz werde nicht mehr generiert. Dieser Wettbewerb tut so manchem Shoppingcenter weh: Das "Boulevard" etwa in Berlin-Steglitz komme nicht so richtig in Fahrt, berichtet Steinhagen. Oft wird Einheitsbrei geboten, durch den man sich nicht abheben kann - manche Zentren haben sich jedoch spezialisiert, wie zum Beispiel das im Vorjahr eröffnete "Bikini Berlin", das sich als "erste Concept Mall Deutschlands" versteht. Ob das Konzept aufgeht, darüber scheiden sich die Geister.

"Shoppingcenter werden in Deutschland zunehmend kritisch gesehen", meint Steinhagen. Viele Kunden aus dem Ausland wollten zudem nicht in ein Shoppingcenter, sondern auf den Einkaufsstraßen Präsenz zeigen.

Die "Mall of Berlin" wird sich am Markt behaupten können, ist Steinhagen überzeugt. Sie befinde sich derzeit in einer normalen Phase: Nach dem ersten Hype sei es ruhiger geworden, zumindest zu Beginn der Woche. Eine Erweiterung des Shoppingtempels ist jedenfalls schon auf Schiene: Auf 15.000 Quadratmetern soll Platz für 50 Luxusgeschäfte geschaffen werden. Eigentlich sollte der Anbau 2016 fertig werden - er hat sich aber mittlerweile auf 2017 verschoben. (Franziska Zoidl, DER STANDARD, 7.3.2015)