Dass für unsere Smartphones Menschen zu teilweise unmenschlichen Bedingungen arbeiten müssen, wissen viele. Dass im eigenen Kleiderschrank Kleidung hängt, die wahrscheinlich von unterbezahlten Nähern oder gar von Kindern produziert wurden, wissen auch viele. Und dennoch spielt Nachhaltigkeit in der Elektronikindustrie nach wie vor nur eine kleine Rolle, auch das Bewusstsein für fair produzierte Kleidung wächst bei Konsumenten nur langsam. Wie viele Menschen für den persönlichen Konsum zu Sklaven gemacht werden, kann man durch einen kurzen Online-Fragebogen - den Slavery-Footprint - herausfinden.

Die Organisation "Made In A Free World" steht hinter diesem Fußabdruck. In der Öffentlichkeit soll dieser vor allem für Aufmerksamkeit sorgen und das Bewusstsein der Menschen dafür schärfen, woher die Produkte des täglichen Lebens kommen und unter welchen Umständen sie dort produziert wurden. Der Traum: Dass irgendwann alles "Made In A Free World" ist. Die Menschen hinter "Made In A Free World" wollen aber nicht nur das zu geringe Bewusstsein schärfen, sondern bemängeln auch zu geringe Transparenz und zu geringes Engagement gegen moderne Sklaverei.

Was genau versteht die Organisation aber überhaupt unter Sklaverei? Jeder, der zu unbezahlter Arbeit gezwungen wird und keine Möglichkeit hat den Arbeitsplatz zu wechseln oder zu verlassen - heißt es auf der Website. Für mehr Transparenz sorgt die Organisation dort durch viele Infos, die man auch während dem Ausfüllen des Sklaverei-Fußabdrucks auf anschauliche Weise präsentiert bekommt.

In elf Schritten zum Sklaverei-Fußabdruck

Den Fragebogen für den Slavery Footprint füllt man in elf Schritten aus, er ist in die Kategorien Elektronik, Essen, Kleidung und Freizeitaktivitäten gegliedert. Je ausführlicher die Angaben zu Ernährung, Kleiderschrankinhalt und bevorzugten elektronischen Geräten, desto genauer das Ergebnis. Auf Wunsch kann man sich eine Aufschlüsselung per Mail zusenden lassen. Außerdem gibt es die Möglichkeit vorgefertigte Nachrichten an Unternehmen zu schicken, die in faire Arbeitsbedingungen investieren und sich gegen Sklaverei engagieren sollen. 35.000 Nachrichten gingen bislang etwa an Apple.

Der Ansatz könnte bei vielen Menschen wirken, denn das in großen Zahlen präsentierte Ergebnis regt zum Nachdenken an. 31 Sklaven. So deprimierend fiel das Ergebnis im Selbsttest von derStandard.at aus. Um individuelle Scores zu ermöglichen wurde die Zulieferkette von 400 der beliebtesten Konsumprodukte vom Team bei "Made In A Free World" untersucht und um möglichst viele Informationen zu den Arbeitsbedingungen aus den Produktionsländern ergänzt.

Service für Unternehmen

Neben diesem Tool für Konsumenten bietet "Made In A Free World" auch ein direktes Service für Unternehmen an. Unternehmer können durch dieses Tool ihre Zulieferkette überprüfen und auf mögliche Risikofaktoren checken. In einem Werbevideo der Organisation wird beispielsweise ein Fahrradhändler darauf aufmerksam gemacht, dass sein Aluminium-Lieferant eine Gefahrenquelle bezüglich Sklaverei darstellt. Der Fahrradhändler hat dann die Möglichkeit sich näher zu informieren oder den Zulieferer zu wechseln. FRDM (Forced Labor Risk Determination & Mitigation) nennt sich das Software-Produkt, welches das komplexe Netzwerk des globalen B2B-Handels ersichtlich machen soll und dabei auf Risiken aufmerksam machen soll.

Made In A Free World

In Ghana und Indien unterstützt die Organisation Projekte vor Ort, besonders Kinderarbeit möchte "Made In A Free World" durch Spenden verringern. (lhag, derStandard.at, 09.03.2015)