"Haller Gardens": Büroobjekt der Immofinanz in Budapest.

Foto: immofinanz

Lange lag er brach, der Budapester Büromarkt. Nun geht es aber wieder langsam bergauf, berichtet etwa Immofinanz-COO Dietmar Reindl, der im Herbst erfolgreiche Neuvermietungen in Höhe von 40.000 m² bekanntgab, darunter 6000 m² an UPC im Bürogebäude Haller Gardens. "Im zurückliegenden Jahr war ein leichter Anstieg der Nachfrage für Office-Flächen festzustellen. Insgesamt herrscht in der Branche Optimismus für das Jahr 2015 vor."

Das sieht Carla Schestauber, Immobilienmarkt-Analystin der Bank Austria UniCredit, ganz ähnlich: "Der ungarische Markt ist aus fundamentaler Sicht gut aufgestellt. Eine solide wirtschaftliche Entwicklung, attraktive Renditen sowie Mieten im nachhaltigen Bereich sprechen für eine positive Entwicklung." Investoren hätten schon im vergangenen Jahr gestiegenes Interesse am kommerziellen Immobilienmarkt Ungarns gezeigt.

Das Investitionsvolumen konnte laut CBRE um rund 70 Prozent auf 460 Millionen Euro gesteigert werden, "und auch die Pipeline ist gut gefüllt". Schestauber geht daher davon aus, dass Investoren auf der Suche nach Rendite "am ungarischen Markt nicht vorbeikommen", und auch für Entwickler im Büro- oder Logistikbereich sei der Markt wieder im Kommen. Die Spitzenrenditen im Bürobereich sowie bei Shoppingcentern lagen Ende 2014 um die 7,3 Prozent, im Logistikbereich um neun Prozent.

Zahlreiche Flächenanfragen

"Die Mieten haben sich im vergangenen Jahr bei geringer Neuflächenproduktion und relativ stabilem Take-up, der deutlich über der Neuflächenproduktion im Bürobereich liegt, weitgehend stabilisiert", so Schestauber weiter. "Die typischen Büromieten liegen um 14 Euro je Quadratmeter und Monat in Top-Lagen."

2014 kamen rund 65.000 m² neu auf den Markt, 2015 könnten es rund 45.000 m² werden, glaubt die BA-Analystin, die auch mit anhaltend stabilen Mieten rechnet. "Im Premium-Segment könnte sich sogar ein leichter Anstieg ausgehen."

Immofinanz-Manager Reindl spricht von zahlreichen aktuellen Flächenanfragen, auch wenn sich derzeit nicht allzu viele Unternehmen neu in Ungarn ansiedeln würden. "Es handelt sich somit primär um Standortwechsel, aber auch um Flächengesuche staatlicher Unternehmen und Organisationen." Als Treiber gilt der IT-Bereich, wie Software-Entwickler und IT-Support-Unternehmen. Die durchschnittliche Transaktionsgröße am Office-Markt sei mit knapp 500 m² je Vermietung aber noch vergleichsweise gering.

"Querschüsse" der Politik

Für Unsicherheit sorgen "unerwartbare wirtschaftspolitische Querschüsse" , die etwa zuletzt den Einzelhandelsbereich betrafen, sagt Schestauber. Supermarktbetreiber wurden von einem Sonntagsöffnungsverbot überrascht, das Geschäfte ab einer Fläche von 200 m² betrifft und am 15. März in Kraft tritt. Außerdem werden Einzelhändler ab einer bestimmten Größe, die schwerpunktmäßig Güter des täglichen Bedarfs verkaufen, von der Schließung bedroht, wenn sie über zwei Jahre in Folge Verluste ausweisen.

Wie sich das auf die Entwicklung des ungarischen Einzelhandelssektors auswirken wird, ist für Schestauber schwer einzuschätzen. "Für Investoren mit antizyklischem Risikoappetit könnte dies aber durchaus auch eine gute Gelegenheit zum Einkauf sein." (Martin Putschögl, DER STANDARD, 7.3.2015)