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In Madrids Prachtstraße Gran Via wurde kürzlich enorm investiert. Hier wechselten in den vergangenen Monaten Immobilien für insgesamt 1,1 Milliarden Euro den Besitzer.

Foto: AP / Daniel Ochoa de Olza

Es geht bergauf in Spanien: Immobilientransaktionen steigen erstmals seit Jahren wieder leicht. Zugleich sind noch zumeist großzügige Abschläge, vor allem für Immobilien aus zweiter Hand, Usus.

Wohnungen in ebendiesem Segment wurden im Vorjahr laut Statistik mit 34 Prozent Rabatt privat weiter verkauft, sprich, um im Durchschnitt etwa 43.000 Euro weniger, als ursprünglich als Kaufpreis angesetzt wurde. Rund 320.000 Wohnungen und Häuser wechselten ihre Besitzer, was einem Plus von 2,2 Prozent entspricht.

Während Neubauten weiterhin sehr schwachen Absatz finden (minus 16 Prozent), sind gebrauchte Eigentumswohnungen (plus 18 Prozent) der Wachstumsmotor. Wenngleich die zu Boomzeiten gewohnten Rekorde bei Neubauten, als bis zu 900.000 Wohnungen "in stock" waren, wegen eines einschneidenden Wechsels in Marktstruktur und Geschäftsmodell der Immo-Giganten - einer Marktbereinigung per Pleitewelle inklusive - auf lange Sicht nicht mehr erreicht werden.

Günstiges Preisniveau

Auch am Markt für Büros und Geschäftsflächen ist nach langem Stillstand wieder starke Bewegung spürbar - sechs Jahre nach der Implosion, die Spanien als Ganzes an den Rand des Abgrunds und der Staatspleite brachte. Vor allem die deutliche Korrektur des Preisniveaus lockt nun wieder Investoren an.

So ermittelte der weltgrößte Immobilienconsulter CBRE für 2014 in Spanien ein Investmentvolumen von rund 10,2 Milliarden Euro und die zweithöchste Wachstumsrate im vierten Quartal, hinter Schweden. "Es herrscht ein Klima der Wiederherstellung des Vertrauens in den Immobilienmarkt", unterstrich CBRE-Spanien-Präsident Adolfo Ramírez-Escudero.

Vor allem um ein paar Filetstücke in Madrids Prachtstraße Gran Via war im vergangenen Jahr ein enormes G'riss zu verzeichnen. Erst verkaufte die Bank Santander das aus den 1940er-Jahren stammende 28-stöckige Wahrzeichen "Edificio Espana" an den chinesischen Investor Wang Jianlin für 265 Millionen Euro.

Retail-Mieten in Toplagen ziehen an

Wenige Wochen später kaufte Armancio Ortega, der als reichster Mann Spaniens gilt, jenes Gebäude an der Hausnummer 32, in dem einst das berühmte Kaufhaus "Madrid-Paris" untergebracht war, um 400 Millionen Euro. Jetzt will dort die Textilkette Primark mit einem Flagshipstore einziehen. Insgesamt wurden in den vergangenen Monaten in der Gran Via laut der spanischen Wirtschaftszeitung Expansion Gebäude im Wert von 1,1 Milliarden Euro gehandelt.

Die Retail-Mieten in den Eins-a-Lagen von Madrid und auch in Barcelona zogen ebenso spürbar an. Und auch der Office-Markt ist in eine Konsolidierungsphase eingetreten. Vor allem Stadtzentren, insbesondere jenes von Madrid innerhalb der Stadtumfahrungsautobahn M-30, verbuchten zuletzt 56 Prozent der Büro-Neuvermietungen landesweit - eine Gegenbewegung nach der langjährigen Flucht in Neubauten in die urbanen Speckgürtel. Wenngleich hier laut offiziellen Zahlen noch 1,5 Millionen Quadratmeter an Officeflächen leer stehen. Ein Wert, der 2014 sogar noch um 100.000 angewachsen ist. So gehen Analysten davon aus, dass sich heuer eine weitere, wenn auch nicht mehr so drastische Preisanpassung vollziehen wird. Allgemein herrscht ein Trend zu kleineren Flächen, die jedoch bessere Lagen aufweisen.

Prognosen weisen bergauf

Gemessen an den desaströsen Zahlen, die der spanische Immobilienmarkt zwischen 2008 und 2013 aufwies, sind das alles durchaus Hoffnungsschimmer - und Chancen auch für internationale, auf Expansion nach Spanien bedachte Unternehmen, hier Fuß zu fassen. Denn was die Konjunktur betrifft, lassen die Prognosen für heuer ein BIP-Wachstum von 2,4 Prozent erwarten. Es sollte also langsam, aber sicher wieder bergauf gehen. (Jan Marot aus Madrid, DER STANDARD, 7.3.2015)