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Christa Neuper ist eine von Österreichs Rektorinnen und ist seit 2011 der erste Rektorin der Universität Graz.

Foto: APA/MARKUS LEODOLTER

Wien - Der Anfang war holprig und verzögert. Erst vor acht Jahren übernahm Ingela Bruner als erste Frau ein Rektorenamt an einer österreichischen Universität. Die Austro-Kanadierin schielte bereits 2003 auf einen Rektorenposten, unterlag im Rennen um den Vorsitz an der TU Wien aber knapp Peter Skalicky. 2007 setzte sie sich dann an der Universität für Bodenkultur durch. Nach heftiger Kritik des Senats und des Uni-Rats trat sie knapp ein Jahr später ihren Rücktritt an. "Führungsmängel" sowie "nachweisbare Unterlassungen und Fehlentscheidungen" wurden der damals 57-Jährigen vorgeworfen. Die Vorwürfe wies sie im Zusammenhang mit ihrer Krebserkrankung als "Mobbing" zurück - letztes Jahr verlor Ingela Bruner den Kampf gegen die Krankheit.

Mittlerweile sind landesweit sieben Rektorinnen bestellt. Jede dritte Universität wird von einer Frau geleitet. Sonja Hammerschmid folgte Bruner als zweite Universitätsrektorin. 2010 wurde sie an der Veterinärmedizinischen Universität Wien angelobt. Bei ihrer Antrittsrede sprach sie die vieldiskutierte gesetzliche Regelung an: "Frauenquoten würden sich erübrigen, wenn Mädchen von Eltern und Lehrern mehr Selbstvertrauen erhalten würden", sagt Hammerschmid. Sie selbst sei von ihrem Vater stets ermutigt worden und habe dadurch das nötige Selbstvertrauen entwickelt.

Angela Wroblewksi, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Höheren Studien, hat die Rolle der Frau in Wissenschaft und Forschung analysiert: "Ich denke nicht, dass Frauen ohne Quotenregelung in diesem Ausmaß in Leitungsfunktionen vertreten wären. Diese Regelung hat Zähne." Seit 2009 gibt es eine Frauenquote für universitäre Gremien, die mit Sanktionsmöglichkeiten ausgestattet ist. Heuer wurde der geforderteFrauenanteil von 40 auf 50 Prozent erhöht.

An der Universität Wien ist derzeit nur ein Viertel der Lehrenden Frauen. Gabriella Hauch ist eine von ihnen: "Das Problem mit der geforderten 50-Prozent-Quote in den Gremien ist, dass es deutlich weniger Professorinnen als Professoren gibt." Mit dem Arbeitsaufwand in den Gremien bleibe weniger Zeit, um wissenschaftlich zu arbeiten.

Uncharmante Quoten

Im Vergleich zwischen Universitäten und Fachhochschulen zeigt sich, wie eine obligate Regelung wirkt. An FHs gibt es zwar ebenso eine Quote für Gremien, jedoch mit geringerer Verbindlichkeit. Während 2014 an den Wiener Universitäten im Rektorat ein Frauenanteil von 45 Prozent ausgewiesen wurde, fiel der Anteil an Wiener Fachhochschulen mit 27 Prozent deutlich geringer aus. "Quoten sind halt nicht charmant, aber sie wirken", sagt Hauch.

Bemerkenswert ist nach wie vor der sichtbare Gehaltsunterschied bei Professuren. Zwar sind inzwischen an den österreichischen Universitäten 22 Prozent der Lehrenden Frauen, also doppelt so viele wie vor 14 Jahren, allerdings verdienen Professorinnen beispielsweise an der Uni Graz um zehn Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Kirstin Eckstein beschäftigt sich an der Grazer Karl-Franzens-Universität mit der Geschlechterverteilung. Sie ortet eine systematische Benachteiligung von Frauen in der Wissenschaft. "Jeder an der Uni sagt zwar: Frauen und Männer können hier genau dasselbe machen." Aber die Daten sprechen eine andere Sprache. "Der Frauenanteil an Universitäten sinkt mit der Höhe der Karrierestufe." Für Wroblewksi vom IHS liegt das Problem in der unveränderten Wissenschaftskultur: "Als renommierter Wissenschafter gibt es derzeit kein Leben außerhalb der Wissenschaft. Das ist natürlich für eine Wissenschafterin und Mutter schwer vereinbar. Wir brauchen einen Kulturwandel an den Unis." (Sophie-Kristin Hausberger, DER STANDARD, 7.3.2015)