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Ein mögliches Zielgbeit für die britischen Wiederaufforster: Durch Brandrodung zerstörte Wälder sollen "per Luftpost" wiedererstehen.

Foto: APA/EPA/BARBARA WALTON

Oxford/Wien - Wälder sind so etwas wie die Kühlanlagen der Erde. Sie spenden Schatten, senken die Temperatur und speichern Gigatonnen an Kohlenstoff. Doch in Ländern wie Indonesien und Brasilien werden Jahr für Jahr Millionen Hektar Wald gerodet, um Anbauflächen für Palmöl oder Soja zu gewinnen. Die Folgen für die das Klima sind dramatisch.

Das Oxforder Start-up Bio-Carbon-Engineering will diese Entwicklung aufhalten. "Unsere Mission ist es, dem industriellen Ausmaß der Entwaldung entgegenzutreten", sagt Projektmitarbeiter Martin Tengler im Gespräch mit den STANDARD. "Unser Ziel ist es, mit Drohnen mindestens eine Milliarde Bäume pro Jahr zu pflanzen."

Ein ambitioniertes Vorhaben. Doch der Gründer, Lauren Fletcher, hat Erfahrung mit stratosphärisch klingenden Missionen: Er arbeitet seit zehn Jahren bei der Nasa als Ingenieur und ist zudem als Dozent an der Stanford University tätig. Die Idee kam ihm bei der Lektüre eines Science-Fiction-Romans, in dem Alien aus dem Weltall Bäume pflanzten. Aus dieser Fiktion wird nun Realität.

Mithilfe eins Präzisionsverfahrens sollen die Setzlinge aus der Luft so gesät werden, dass eine möglichst dichte und flächendeckende Bewaldung möglich ist. "Unser Ansatz erfolgt in drei Schritten", erklärt Tengler. "Die erste Etappe nutzt Satellitenbilder mit einer Auflösung von zwei bis fünf Metern, um einen ersten groben Überblick über die Topologie und Oberflächenstruktur wie Flüsse, Seen, Berge, Straßen und Gebäude sowie bestehende Wälder zu bekommen."

Auf Grundlage dieser Information werde dann ein Plan erstellt, welche Gebiete mit welchen Baumarten aufgeforstet werden sollen. Im zweiten Schritt kommen dann die Drohnen zum Einsatz. Sie sollen das Terrain detailliert kartografieren. "Die Daten, die gesammelt werden, beinhalten unter anderem den Feuchtigkeitsgehalt, Nährstoffe und die Photosyntheserate", so Tengler.

Mit diesen Daten werden schließlich dreidimensionale Karten des aufzuforstenden Gebiets erstellt. Der spannende Teil kommt im dritten Schritt: Automatisierte Drohnen säen biologisch abbaubare Samen aus einer Höhe von einem bis zwei Metern aus. "Die Drohnen folgen einem vorgeprägten Muster, das auf Basis der Bodendaten generiert wurde", so Tengler.

Der Aufwand ist immens. Für das Projekt benötigt BioCarbon Engineering 50 Teams, die sich aus je zwei Personen, einer Mapping-Drohne, sechs Pflanz-Drohnen sowie einem Transportfahrzeug zusammensetzen und täglich 72.000 Bäume pflanzen sollen. Die Methode sei effektiver als gewöhnliche Aufforstungsprogramme, bei denen laut Fletcher ein Arbeiter maximal 3000 Samen pro Tag säen kann.

Einen Teil der Kosten stemmt der Gründer selbst. Das Start-up erhielt bei einer Finanzierungsrunde 20.000 Pfund Startkapital vom Skoll Centre for Social Entrepreneurship und schaffte es bei dem mit einer Millionen Dollar dotierten Drones for Good Award in Dubai bis ins Finale. Ein erster Testlauf soll in Südafrika und Brasilien stattfinden. Die nächsten Monate werden zeigen, ob die Samen des Projekts Früchte tragen.(Adrian Lobe, DER STANDARD, 7.3.2015)