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Péter Esterházy liest aus seinem Buch "Die Mantel-und-Degen-Version".

Foto: APA/Pfarrhofer

Vor mehr als zehn Jahren erhielt Péter Esterházy den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. In seiner damaligen Dankesrede forderte der ungarische Schriftsteller und Essayist, dass die Vergangenheitsbewältigung zur "europäischen Pflichtarbeit" werden müsste. Vor allem seinen Landsleuten stellte Esterházy in dieser Hinsicht ein sehr schlechtes Zeugnis aus.

Schon früh hatte sich der 64-jährige Budapester von adeliger Herkunft vom sozialistischen Realismus abgewandt, in den frühen Werken schaffte er es immer wieder, subtile Kritik an den politischen Verhältnissen zu üben. In Das Buch Hrabals verneigt er sich vor dem gleichnamigen tschechischen Schriftsteller Bohumil Hrabal, der wie Esterházy selbst bevorzugt den Kampf der Menschlichkeit gegen bloß formalen Humanismus und die Bürokratie schildert.

In Die Hilfsverben des Herzens beschreibt Esterházy das Sterben und den Tod einer Mutter. Sein Opus magnum ist der Roman Harmonia Caelestis: Darin erzählt er die Geschichte seiner Vorfahren. Jetzt erscheint das neueste Buch des studierten Mathematikers. Im historischen Roman Die Mantel-und-Degen-Version (Hanser-Verlag) taucht der erklärte Gegner geradlinigen Erzählens tief in die mitteleuropäische Geschichte ein:

Während der Türkenherrschaft im 17. Jahrhundert verabreden sich Geheimagenten, Spitzel und Doppelspione zu konspirativen Treffen, Verfolgungsjagden werden mit Kutschen ausgetragen. Und genau wie bei James Bond oder anderen zeitgenössischen Agenten spielt die Liebe eine ebenso zentrale wie fatale Rolle.

Denn sowohl der ungarische Gesandte Pál Nyáry, der über die Geschicke von Ungarn verhandeln soll, als auch sein Vertrauter, Hauptmann Mihály Bárány, haben sich leichtsinnigerweise verliebt. Natürlich hält sich Péter Esterházy in seinem Roman nicht nur in der Vergangenheit auf. Immer wieder nutzt er Abschweifungen dazu, etwas über die Gegenwart auszusagen. Dreimal liest und diskutiert der Autor jetzt in Österreich. (dog, DER STANDARD, 10.3.2015)