Konstantin Filippou mit Hühnchen und Lieblingstopf in seiner Küche im 9. Bezirk. Das zweite Paar Arme gehört seiner Frau Manuela.

Foto: Christian Benesch
Foto: Christian Benesch

Eines ist klar: Eine Mikrowelle kommt mir nicht ins Haus. Die ist böse. Ich hab schon als Kind meine Milch nicht getrunken, wenn sie in der Mikrowelle erhitzt worden war. Kochen erfordert Zeit, Kochen ist ein Spiel mit Temperaturen. Das gilt auch fürs Kochen zu Hause, wohin ich und meine Frau Manuela sehr gern Gäste zum Essen einladen. Umgekehrt geschieht das eher selten, wahrscheinlich glauben unsere Bekannten, sie würden nicht gut genug für mich kochen, was ich sehr schade finde.

Wann jemand gut kochen kann? Gute Frage. Ich denke, ein guter Koch kennt seine Grenzen. Ist man in der Lage, ein gutes Gulasch zu kochen, oder Schinkenfleckerl, dann ist das doch auch etwas Wunderbares.

Beim Essen steht das Gesellschaftliche im Vordergrund, ich stelle gern ein paar Speisen in die Mitte des Tisches, dann wird gegessen und geredet. Eine Einladung gehört zelebriert, ein bisschen Gschisti-gschasti gehört schon dazu, das hab ich schon bei meinen Eltern so erlebt. Das Schlimmste ist, wenn ein Gastgeber für Stunden in der Küche verschwindet. Das geht doch nicht. Wozu lädt er dann überhaupt jemanden ein? Ein Gastgeber gehört an den Tisch. Apropos, ich mag es gar nicht, wenn jemand etwas vom Herd weg probiert, ohne vorher zu fragen. Was ich auch nicht mag, ist, wenn zu viele Leute in der Küche herum- und mir im Weg stehen.

Küchen müssen kompakt sein

An meiner Küche schätze ich besonders ihre Kompaktheit. Sie ist smart und klein, aber es ist alles da und vor allem griffbereit. Ich würde mir eine Küche am liebsten umhängen. Außerdem liebe ich ihre Arbeits- und Ablageflächen aus Stein. Sie erinnern mich an meine Kindheit. Stein ist ein sehr vielseitiges Material, und kühl ist es noch dazu. Meine Mutter hat sogar die Zutaten auf Steinplatten geschnitten.

Ich war in meinem Leben schon des Öfteren auf Wohnungssuche, in manche Wohnungen bin ich nur wegen der Küche nicht eingezogen. In vielen Küchen sind die Wege einfach zu weit. Nichts gegen große Küchen, aber wenn sie nicht kompakt sind, fühle ich mich unwohl. Touchscreens am Herd mag ich auch nicht, ich will Knöpfe und Schalter, ich bin eher der analoge Typ. Ich habe schon hunderttausende Euro teure Küchen gesehen, in denen es nicht einmal eine Steckdose gab. Ohne Schmäh.

Spinnerei

Ich reduziere die Dinge gern auf das Wesentliche, das gilt für den Raum ebenso wie für meine Utensilien. Ich brauche keinen Dampfgarer und kann auch mit einer Pfanne von Ikea kochen. Ich brauch auch keine Spielereien, ich will Allzweckdinge, das gilt für Pfannen ebenso wie Gläser.

Alles andere ist eine Spinnerei, denn unterm Strich handelt es sich um Gebrauchsgegenstände. Ich glaube, wenn man ein Utensil zu sehr wertschätzt, benützt man es nicht mehr auf die angemessene Weise. Wobei ich schon ein Lieblingsstück habe: Es ist ein schwarzer Topf aus Gusseisen mit einem Holzgriff. Und bei den Steakmessern hab ich auch Lieblinge, die stammen allesamt aus der Messerschmiede Perceval in Frankreich. Die Messer sind von einem Koch entwickelt worden und lassen sich sehr einfach schleifen.

Außerdem schätze ich mein verschiebbares Schneidbrett über Arbeitsfläche und Abwasch sowie die Kästen mit den Rollläden. Es ist schön, wenn Gewürze, Obst, Salz, Öl und solche Dinge herumstehen, ansonsten brauch ich schon eine gewisse Ordnung, also Stauraum. Im Kühlschrank bzw. in der Tiefkühltruhe müssen immer Gemüse, eine Suppe und Sugo Bolognese zu finden sein. Das kocht übrigens meine Frau, sie macht das wunderbar. Der Sugo köchelt bis zu zwei Tage lang dahin, wie es sich gehört. Ich hab oft Lust auf Bolognese. Das war schon als Kind so. Wenn Bolognese am Plan steht, tauen wir uns etwas davon auf und knotzen uns vor den Fernseher. (Michael Hausenblas, Rondo, DER STANDARD, 13.3.2015)