Phosphorescent – Live At The Music Hall (Dead Oceans / Trost)

cover: Dead Oceans

Matthew Houck zählt seit einem Jahrzehnt im Windschatten Will Oldhams zu den wesentlichen Protagonisten im erweiterten Songwriter-, Americana- und Country-Genre. Mit gebrochener, oft schwelgerisch und fließend ins Jammern und Greinen kippender Kopfstimme werden von ihm unter dem Projektnamen Phosphorescent Geschichten erzählt, die so alt sind wie die Welt. Trauer, Verlust, Sehnsucht, das Wissen um die Vergeblichkeit, Tod. Dazwischen blitzen kurze Hoffnungsschimmer auf. Allerdings wird die Sonne eben nicht nur aufgehen. Sie wird auch wieder untergehen. Es handelt sich also um den Stoff, der gern von Männern gesungen wird, die niemals jung waren.

Matthew Houck gastierte 2013 zum Abschluss einer zehnmonatigen Tour, während der er sein Studioalbum Muchacho bewarb, für vier Abende in der Music Hall in Williamsburg, New York. Aus insgesamt zehn Stunden Live-Material wurde nun das Vinyl-dreifach-Album Live At The Music Hall beziehungsweise eine CD destilliert.

In Hochform

Live At The Music Hall zeigt den heute 34-jährigen Multiinstrumentalisten und Sänger in Hochform. Im Gegensatz zu frühen grandiosen und zu Herzen gehenden Studioarbeiten wie Aw Come Aw Wry oder Pride, die Houck teilweise solo einspielte und die immer wieder auch mit wunderbaren Chorgesängen im Zeichen des amerikanischen Andachtsjodlers ausgestattet sind, hatte der Mann aus Athens, Georgia, hier eine bestens disponierte Begleitband hinter sich. Sie machen die oft an Neil Youngs Tonight’s the Night-Phase erinnernden Songs zwar etwas glatter und gefälliger. Allerdings würde Houck im Zweifelsfall immer dem Totalzusammenbruch anstatt einem finalen Triumph den Vorzug geben.

Deshalb finden sich mit potenziellen Klassikern wie Terror in the Canyons (The Wounded Master) oder The Quotidian Beasts oder Song for Zula auf diesem Dokument schwerpunktmäßig ausschließlich zum Weinen schöne Lieder, die zwar mit hawaiianischer Heulgitarre ordentlich aufs Gemüt drücken können. Mit Stampfern wie Ride On / Right On wird aber festgestellt, dass alles nicht so schlimm ist. (schach, Rondo, DER STANDARD, 13.3.2015)