Investoren auf der Suche nach Anlageobjekten: So lässt sich die 26. Mipim in Cannes, die Weltleitmesse für die Immobilienbranche, kurz zusammenfassen. Laut der auf der Messe präsentierten Studie "Emerging Trends in Real Estate", durchgeführt von Urban Land Institute (ULI) und Pwc, fließt das Kapital vor allem von Ost nach West in Strömen. Asiatisches Geld, insbesondere von Staats- und Pensionsfonds sowie Versicherungen, will sicher angelegt werden, und europäische sowie US-amerikanische Gewerbeimmobilien gelten dabei weiterhin als sichere Bank.

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Und so stiegen einander die 22.000 Immobilien- und Investmentprofis aus 93 Ländern, die laut Veranstaltern heuer zur Mipim kamen (aus Russland allerdings nicht einmal halb so viele wie im Vorjahr), im Palais des Festivals von Cannes ebenso buchstäblich auf die Zehen wie im Gerangel um renditeträchtige Objekte. Der Round Table namens "Mipim RE-Invest", eine geschlossene Veranstaltung, versammelte rund 50 Vertreter der weltgrößten Fonds im Carlton Hotel unweit des Palais. Diese 50 repräsentierten zusammen ein Veranlagungsvolumen von sage und schreibe 500 Milliarden US-Dollar.

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Allerdings lässt dieses Gerangel um die besten Häuser auch die Preise steigen und die Renditen sinken, zumindest im sogenannten "Core"-Segment (beste Objekte in besten Lagen), weshalb die Investoren wieder mehr Risiko einzugehen bereit seien, wie es in einer anderen, medienöffentlichen Veranstaltung hieß. Und sie erweitern auch geografisch ihren Fokus: Sekundärstädte, etwa in Polen und Deutschland, locken mit guten Renditen. Und auch Afrika, hier vor allem Südafrika, wird demnach zunehmend als "Emerging Market" betrachtet.

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Für Wirtschaftsanwälte und große Maklerunternehmen mit internationalem Netzwerk sind damit wieder so rosige Zeiten angebrochen wie auf dem Höhepunkt des Booms der Jahre 2007 und 2008. Die ohnehin schon rekordverdächtig hohen Transaktionsvolumina des letzten Jahres, auch in Österreich (wir berichteten), dürften heuer jedenfalls mühelos übersprungen werden.

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Die heurige Mipim stand aber nicht nur im Zeichen der Investoren, sondern auch des recht breit angelegten Themas der digitalen Revolution und ihrer Auswirkungen auf die Immobilienbranche. So wurden in diversen Panels beispielsweise Trends wie Crowdfunding und Share Economy diskutiert. Wichtige Begriffe dabei: Transparenz und Vertrauen, die laut Nicolas Ferrary von Airbnb durch die digitale Revolution erst möglich gemacht wurden.

Ein bisschen digitale Revolution gab's auch fürs Publikum, das sich via Mipim-App in Echtzeit an Umfragen während mancher Diskussion beteiligen konnte (siehe Bild). Und an Ständen wie jenem von Oslo, wo noch nicht existente Apartments mit klobigen Oculus-Rift-Brillen virtuell besichtigt werden konnten - was zwar viel Interesse, aber auch Schwindelgefühle bei manchen Messebesuchern hervorrief.

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Viel Neues und einige Österreicher

Vor allem ist die Mipim aber in den letzten Jahren immer mehr zur Standort-Messe geworden. Auf dieser liegt Andorra gleich neben Riga und dieses wiederum unweit der Kopenhagen-Malmö-Region - zumindest im Palais des Festivals. Und auf der Mipim sind auch die Ukraine und Russland verbundener, als man angesichts der weltpolitischen Lage glauben möchte: Als am Mittwoch Vormittag nämlich ...

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... Witali Klitschko, äußerst prominenter Oberbürgermeister von Kiew, unter Blitzlichtgewitter um Investoren buhlte, warfen sich auch einige Hostessen vom schräg gegenüberliegenden russischen Online-Retailer Ulmart ins Getümmel.

Über die prominente Unterstützung durch Klitschko freute man sich natürlich am Stand; es sei das erste Mal seit Jahren, dass ein Kiewer Bürgermeister auf der Mipim vorbeischaute, sagte eine der Organisatorinnen zum STANDARD. Auch sonst blicke man zuversichtlich nach vorn - das Leben müsse auch angesichts der Krise weiter gehen; und heuer würden schon mehr Projekte präsentiert als in den letzten Jahren.

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Überaus optimistisch sah man die heurige Mipim auch am Stand der Philippinen, die heuer zum ersten Mal mit dabei waren. Auf ihrem Stand in den Tiefen des auch "Bunker" genannten Palais wurde besonders für ein Projekt geworben: Auf der Insel Palawan soll in den nächsten Jahren entlang eines 14 Kilometer langen Strandes rund um San Vicente eine neue Touristendestination entstehen, in der der Fokus auf Nachhaltigkeit gelegt werden soll. Einige Gespräche mit potenziellen Investoren aus aller Welt seien geführt worden, freute sich einer der Organisatoren am vorletzten Tag der Messe. Ob sich die Philippinen bei der geografisch weitaus näheren und heuer zum ersten Mal stattfindenden "Mipim Japan" im Mai auch präsentieren wollen, stehe noch nicht fest.

Eine weitere Premiere gab es in Form eines Kanada-Pavillons, wo sich unter anderem die Städte Edmonton und Toronto präsentierten. Montreal, seit Jahren in Cannes mit dabei, blieb seinem bisherigen, zentraler gelegenen Standort aber treu. "Kanada muss sich in dem Bereich noch ziemlich verbessern", sagte Heather Lalonde vom Economic Developers Council of Ontario - und verwies auf die durchaus beeindruckenden Pavillons von Städten wie London und Istanbul (Bild), die sich außerhalb des Palais des Festivals präsentierten.

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Die beiden letztgenannten Städte waren übrigens politisch hochrangig auf der Mipim vertreten, ebenso wie die deutschen Städte Hamburg, Köln, Berlin und München. Der österreichische Gemeinschaftsstand konnte damit nicht aufwarten; von vielen Teilnehmern wurde die Mipim dennoch als Erfolg verbucht. "Die Verhandlungen, die heuer geführt werden, sind durchwegs sehr konkret und lassen tatsächliche Abschlüsse erwarten", resümierte etwa EHL-Chef Michael Ehlmaier seinen Messebesuch.

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Apropos Österreicher: René Benkos Signa Holding hatte wieder eine der größten Yachten im Hafen vor dem Palais des Festivals vor Anker liegen.

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Erstmals präsentierte sich auch die Seestadt Aspern auf der Mipim. Die Vorstände Gerhard Schuster (2.v.l.) und Claudia Nutz (nicht im Bild) stellten der internationalen Fachwelt und den geladenen Architekturbüros ihren Ideenwettbewerb für ein Baufeld im Seeparkquartier vor. Außerdem wurden am Mittwoch die "aspernDriver" vor dem Palais des Festivals begrüßt, die in den vergangenen zwei Wochen mit dem in der Seestadt entwickelten "mi-bike" von Wien nach Cannes gefahren sind. Weil Teile davon auch in St. Pölten gebaut wurden, durfte Bürgermeister Matthias Stadler (2.v.re.), erneut einziger heimischer Politiker auf der Mipim, mit aufs Foto.

Fotos: Aspern 3420, Putschögl

Proteste wie im Vorjahr bzw. wie auf der ersten "Mipim UK" in London im vergangenen Herbst gab es auf der 26. Mipim heuer keine, alles blieb friedlich.

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Die 27. Mipim wird von 15. bis 18. März 2016 stattfinden. Dazwischen gibt's im Mai 2015 die erste "Mipim Japan", Ende Oktober wieder die "Mipim UK" und Anfang Dezember die "Mipim Asia" sowie kurz zuvor, im November, die Retail-Immobilienmesse Mapic. (Martin Putschögl und Franziska Zoidl aus Cannes, derStandard.at, 13.3.2015)

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