Evelyn Mandl, Ferenc Sabo: "Wie Wien wohnt - Gestern | Heute | Morgen". 208 Seiten, Brandstätter, Wien 2015

Cover: Brandstätter Verlag

Wien wurde gerade wieder zur lebenswertesten Metropole der Welt gekürt. Für die Wiener Immobilienunternehmer Evelyn Mandl und Ferenc Sabo ist das aber kein Grund, sich zurückzulehnen. Wien wächst, und das bringt zahlreiche Herausforderungen mit sich. Für ihr Buch Wie Wien wohnt haben Mandl und Sabo ein paar Menschen gebeten, sich darüber Gedanken zu machen, wie es ist und wie es sein könnte, das Leben in Wien. Diese Gedanken kommen in Essays, aber auch Interviews mit den Herausgebern zum Ausdruck. Interviewt wurden etwa die Stadträte Michael Ludwig und Sonja Wehsely, Dompfarrer Toni Faber, ORF-Journalist Tarek Leitner sowie Danielle Spera, die Direktorin des Jüdischen Museums Wien. Freilich kommt auch die Immobilienwirtschaft zu Wort, u. a. in Gestalt von Fachverbandsobmann Thomas Malloth und Zinshaus-Profi Eugen Otto.

Mehrere Essays befassen sich mit der stadtplanerischen Geschichte Wiens. Einer der interessantesten, jener von Peter Feldbauer und Gottfried Liedl, stellt die allgemeine Wirtschaftsentwicklung der Baukonjunktur zwischen 1848 und 1914 gegenüber. Die Autoren halten fest, dass es für die Normalbevölkerung damals schlicht unmöglich war, aus dem Wohnungselend zu entkommen, denn einerseits hielt die Wohnraumschaffung mit dem Zuzug nicht Schritt, und selbst von der sich organisierenden Arbeiterschaft durchgesetzte Lohnerhöhungen brachten keine Verbesserung, weil im Gleichklang die Mieten stiegen.

Garniert sind die Kapitel mit allerlei Statistiken, u. a. einer Hochrechnung, wie viel Wiens Gebäude insgesamt wert sind. (mapu, DER STANDARD, 14.3.2015)