Jeden Dienstagabend wird die Installation "Cabinet" von Alfredo Barsuglia zur Bühne: für eine Performance im kleinen Kreis.

Foto: Alfredo Barsuglia / MAK

Wien - Es ist wie im Märchen: Im Cabinet des österreichischen Künstlers Alfredo Barsuglia (geb. 1980) darf man jede Tür öffnen; man soll sogar, während man jenen "Wohnraum" erkundet, den Barsuglia im Museum für angewandte Kunst (Mak) installiert hat.

Dann gibt es aber auch eine verbotene Tür: jene, die hinter die Kulissen führt. Weil sie sich jedoch fast nahtlos ins Cabinet einfügt, hat die Aufsicht viel zu tun, Besucher vom Durchschreiten abzuhalten. Man soll also drinnen bleiben und jenen in einen Fensterrahmen montierten Videobildern vertrauen, die von blauem Himmel und Wüste hinter der Tür erzählen - man soll sich der Illusion hingeben.

Wer immer hier "wohnt", scheint die Natur vor allem im überblickbaren, respektive im leblosen Zustand zu schätzen. Getrocknete Käfer oder Pflanzen sind penibelst ins Regal geschlichtet. Tiere gibt es nur auf DVD. Adrian Monk, der neurotisch ordnungsliebende TV-Detektiv, hätte seine Freude im Cabinet: Der Serviettenstapel ist perfekt. Memorykarten liegen im Paar herum. Jedes Ding, ob diverse Schlüssel (!) oder das Buch von den Zehn kleinen Negerlein gleich neben der schwarzweiß gestreiften Couch, hat seinen Platz.

Zum Detektiv wird auch der Besucher: Wer wohnt hier? Einiges spricht dafür, dass es derselbe Otto Normalverbraucher ist, der auch die Zimmer aus dem Ikea-Katalog bewohnt. Dass dies allerdings nicht gesichert ist, ist ein Witz der Arbeit Cabinet: Viele Spuren scheinen ins Privatleben Barsuglias zu führen. Der Künstler kokettiert mit dem voyeuristischen Blick.

Wenn man dem Künstler in einem weiteren Videofenster dabei zuschaut, wie er in der Wüste ein Loch aushebt, so referiert das auf seine Arbeit Social Pool: Im Vorjahr installierte Barsuglia in der kalifornischen Mojave-Wüste einen versperrbaren Swimmingpool, dessen Schlüssel und GPS-Koordinaten man sich erst im Mak Center in L. A. holen musste. Mit Cabinet thematisiert Barsuglia schließlich auch Fragen von Aussteiger- und Do-it-yourself-Kultur: Die gesamte Einrichtung dieses eskapistischen Bunkers ist selbstgebaut. (Roman Gerold, DER STANDARD, 17.3.2015)