Die Rotenturmstraße soll zu einer Begegnungszone umgebaut werden. 25 Auto-Stellplätze sollen dafür aufgelöst werden.

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Wien – Rund 450 Meter lang ist die bekannte Wiener Einkaufsstraße in der Inneren Stadt zwischen Stephansplatz und Schwedenplatz. Im Gegensatz zur Fußgängerzone Kärntner Straße auf der anderen Seite des Stephansdoms hält sich die Gemütlichkeit beim Spazieren auf der Rotenturmstraße allerdings in Grenzen. "Die schmalen Gehsteige sind öfters so voll, dass die Fußgänger auf die Straße ausweichen müssen", sagt Rüdiger Maresch, der Verkehrssprecher der Wiener Grünen.

Der Gedanke, die Gehsteige zu verbreitern, sei daher nicht abwegig. Und wenn, dann gleich richtig: Die Rotenturmstraße soll laut den Grünen zu einer verkehrsberuhigten Begegnungszone werden. Fußgänger, Radfahrer und der motorisierte Verkehr können dann eine Straßenebene gleichberechtigt benutzen – mit dem Vorteil für Fußgänger, dass der Gehsteig so breit wie die gesamte Straße wird.

Am Dienstagabend wurde das Ansinnen der Grünen interessierten Bürgern im Ersten präsentiert, 70 Personen kamen zu der Veranstaltung. Schon im Februar hatte Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel (ÖVP) mit der Forderung für Aufsehen gesorgt, die gesamte City innerhalb des Rings zur Begegnungszone zu machen. Eine von Stenzel geforderte Machbarkeitsstudie läuft bereits. Maresch ist da vorsichtiger, er will prüfen lassen, wo Begegnungszonen vernünftig sind – und wo nicht.

25 Auto-Stellplätze beseitigen

Für den Abschnitt Rotenturmstraße liegt bereits eine andere Machbarkeitsstudie vor. Denn die Straße ist Teil der "Flaniermeile 1", die Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) angekündigt hatte. Diese fußgängerfreundliche Route soll vom Reumannplatz über die City in den Prater führen und spätestens 2018 fertig sein. Für die Rotenturmstraße wird die Auflösung der Parkspur und somit die Beseitigung von 25 Auto-Stellplätzen empfohlen.

Eine Begegnungszone wäre laut Maresch der nächste Schritt – und "sicher im einstelligen Millionenbereich umzusetzen", sagte Maresch dem STANDARD. "Wenn, dann soll es was Gescheites werden, inklusive Pflasterung. Die Rotenturmstraße ist das andere Tor zum Stephansplatz."

Mariahilfer Straße kostet 25 Millionen Euro

Zum Vergleich: Der Umbau der Mariahilfer Straße zu 1200 Meter Begegnungszone und 430 Meter Fußgängerzone kostet inklusive Begleitmaßnahmen wie Sitzgelegenheiten, Wassertischen oder Beleuchtung 25 Millionen Euro – exklusive Werbemaßnahmen und Befragung. Die Fertigstellung ist im Juli geplant.

An die zuständigen Dienststellen der Stadt wurde der Auftrag ausgegeben, konkrete Kosten für verschiedene Verkehrsberuhigungskonzepte wie Begegnungszonen oder beschränkte Fahrgenehmigungen für Anrainer ("Zona Traffico Limitato") im Ersten zu erheben. Mit Ergebnissen der Untersuchung rechnet Maresch vor dem Sommer.

Stenzel gegen Projekt

Ein konkreter Baubeginn auf der Rotenturmstraße hängt freilich auch von der Klärung der Finanzierungsfrage zwischen der rot-grünen Stadtregierung und der schwarz geführten Bezirksvertretung ab. Nicht nur da spießt es sich: Denn City-Chefin Stenzel will "für die größte Begegnungszone Europas ein Gesamtkonzept – und keinen Fleckerlteppich", heißt es aus Stenzels Büro. Eine Begegnungszone Rotenturmstraße zu beginnen sei ohne das große Ganze eine "provinzielle Herangehensweise".

Auch die FPÖ hat eine Meinung zur City-Begegnungszone: "Die Cannabis-Partie hat nach dem beispiellosen Planungsflop auf der Mariahilfer Straße offenbar noch immer nicht genug und will nun auch den gesamten ersten Bezirk zur Kampfzone für Rad-Rowdys, die in Busse krachen und Fußgänger über den Haufen führen, machen", sagte Verkehrssprecher Toni Mahdalik im August 2014.

Maresch verweist auf die Wien-Wahl am 11. Oktober. "Wie es danach im Ersten aussieht, weiß niemand." Stenzel wurde von der ÖVP ausgebootet, sie stellte dennoch einen Wiederantritt in Aussicht. Ob mit eigener Liste oder in anderer Konstellation werde sie erst nach Ostern bekanntgeben. (David Krutzler, DER STANDARD, 19.3.2015)