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Monica Lewinsky auf der TED2015 Konfernez in Vancouver

Foto: Reuters

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Der Name Monica Lewinsky ruft Erinnerungen an das auslaufende letzte Jahrtausend auf. 1998 sieht sich der damalige US-Präsident Bill Clinton der Anschuldigung ausgesetzt, mit einer Praktikantin im Weißen Haus über zwei Jahre sexuellen Kontakt gehabt zu haben. Lange bestritt er die Vorwürfe, ehe er schließlich ein öffentliches Geständnis ablegte.

Doch nicht nur Clinton, auch die damals 25-jährige Lewinsky geriet ins mediale Kreuzfeuer, was ihr Leben radikal veränderte. Nach gescheiterten Versuchen, ihre plötzliche Bekanntheit für sich zu nutzen, entfloh sie aus dem öffentlichen Rampenlicht nach London, wo sie ihre Ausbildung zur Sozialpsychologin abschloss. Anderthalb Jahrzehnte später redet sie nun wieder über den damaligen Skandal und macht sich gegen Mobbing im Internet stark.

"Patient Zero"

Der Grund für ihr Engagement sind ihre eigenen Erfahrungen, die sie ausführlich in Vanity Fair dargelegt hat. Wenngleich zur Jahrtausendwende die heutigen großen Social Networks noch gar nicht existierten, war die Lewinsky-Affäre der erste Skandal, der in hohem Maße das Netz beschäftigte. Lewinskys Name wurde zum geflügelten Wort. Sie selbst sieht sich als "Patient Zero" des breiten Cyber-Hasses, wie sie bei einem Auftritt bei den TED-Talks in Vancouver erklärt.

Belästigung, Bloßstellung und Nötigung im Internet hätten epidemische Ausmaße erreicht, befindet sie. "Dieser Skandal wurde von der digitalen Revolution getragen", erklärt Lewinsky rückblickend. Das Netz feierte gerade den Durchbruch als Mainstream-Medium und sie wurde zu einer der ersten Menschen, die sich am globalen Pranger wieder fanden. Erstmals bot das Web herkömmlichen Medien bei der "Aufbereitung" eines Skandals Paroli.

Bloßstellung als Geschäftsmodell

Dabei kritisiert sie nicht nur die Bösartigkeit von Trollen im Allgemeinen, sondern sieht hinter öffentlicher Bloßstellung von Menschen auch ein Geschäftsmodell. "Je mehr Schande, desto mehr Klicks", sagt sie. Der Hack von Snapchat-Konten und der Einbruch in die iCloud-Konten von Promimenten seien nicht nur eine Form der Belästigung, sondern auch von Profitgier betrieben.

"Jemand macht Geld auf Kosten des Leids Anderer" - eine Situation, die sich mit den Verbreitungsmöglichkeiten durch Facebook und Co. verschlimmert habe. Sie erinnerte etwa an den Fall Tyler Clementi, einem Studenten, der sich von der George-Washington-Brücke stürzte, nachdem sein Mitbewohner heimlich per Webcam ins Internet übertragen hatte, wie er einen anderen Mann küsste.

Kein Universalrezept

Als "stark"' beschreibt Wired-Autor Marcus Wohlsen Lewinskys Auftritt auf der TED-Konferenz. Ihre eigenen Erfahrungen machten ihre Statements umso überzeugender, zumal andere in ihrer Position wahrscheinlich froh wären, dem medialen Rummel letztlich entkommen zu sein. Lewinsky versucht, ihre Geschichte dafür zu nutzen, im Namen jener zu kämpfen, denen ähnliches widerfahren ist.

Eine Wunderwaffe gegen Trolle, so Wohlsen, haben freilich auch Lewinsky oder die mächtigsten IT-Konzerne der Welt noch nicht. Doch die Kultivierung von Empathie ist zumindest ein Teil der Lösung, zu der Lewinsky beiträgt. (gpi, derStandard.at, 20.03.2015)