Europa habe den Fußballweltverband Fifa erschaffen, sagt der Präsident der Uefa, des europäischen Verbandes, dessen Spitzen am Dienstag in Wien die Zukunft bemurmeln. Da hat Michel Platini recht. Der Franzose zieht aber die falschen Schlüsse daraus. Nämlich, dass Europa auch die erste Geige spielen muss zum Tanz um die goldene Kugel. Zwar wird unter dem Dach der Uefa das meiste Geld mit dem Sport umgesetzt. Eine Konsequenz daraus ist auch, dass in Europa zumeist der beste Fußball gespielt wird. Es wird in Europa allerdings bei weitem nicht der meiste Fußball gespielt. Eine Tatsache, die Weltverbandspräsident Joseph Blatter für sich zu nutzen weiß. Der Schweizer nährt gekonnt den Groll auf die Arroganz der Europäer. Könnten die bestimmen, stünden bei Weltmeisterschaften nicht 13 europäische 19 außereuropäischen Teams gegenüber. Eher hieße es 19:13 für Europa, wie aktuell unter den besten 32 der Weltrangliste.

Der fußballerischen Überzahl könnte die Uefa nur einen moralischen Führungsanspruch entgegenhalten. Das Problem ist nur, dass Platinis Laden nicht viel sauberer läuft als jener von Blatter. Korruption gibt es da wie dort. Der Handel mit minderjährigen Fußballern wäre zum Beispiel ohne europäische Begehrlichkeiten inexistent. Und dass unter den rund 150 Uefa-Delegierten, die in Wien tagen, dem Vernehmen nach gerade eine (als Zahl: 1) Frau sein wird, spottet ohnehin jeder Beschreibung. (Sigi Lützow, DER STANDARD, 23.3.2015)