Die Franzosen tun es am häufigsten, die Österreicher sind Durchschnitt, und die Briten werden ab 13. April auch mitmischen. Dann werden 28 Länder sowie Europol und Eurojust am Schengener Informationssystem (SIS), dem Mutterschiff der Polizeifahndung in Europa, vollständig angedockt sein. Derzeit laufen laut Auskunft des Bundeskriminalamts in Wien insgesamt 983.004 Personen- und 56 Millionen Sachfahndungen über diese Datenbank. Es ist bereits die zweite Generation des Informationssystemes, das 1985 als sogenannte Ausgleichsmaßnahme zur Reisefreiheit innerhalb des Schengen-Raumes geschaffen wurde. Seit 1997 speist Österreich Daten ein und fragt welche ab, mittlerweile ist es das wichtigste Instrument, wenn es um grenzübergreifende Polizeiarbeit geht. Und um die geht es immer öfter. Im heimischen Sirene-Büro, der Anbindung an das internationale Fahndungsnetzwerk, rechnet man damit, dass SIS im Jahr 2018 bereits 70 Millionen Datensätze enthalten wird.

Aktuell können die Polizeibehörden beispielsweise 34.797 Haftbefehle, 67.786 Abgängige und 100.918 Aufenthaltsermittlungen aufrufen. Außerdem sind mehr als 3,3 Millionen gestohlene Kraftfahrzeuge, 457.917 Schusswaffen und 268.538 Banknoten dokumentiert. Mit Abstand am meisten Datensätze machen die 44,4 Millionen Identitätsdokumente aus. Darunter befindet sich auch mehr als eine Million Blankodokumente, die als korrumpiert gelten.

Keine DNA-Datensätze

Erst seit dem 34 Millionen Euro teuren Update von SIS auf SIS II vor zwei Jahren gilt das System als ausgereift. Seither werden nämlich auch biometrische Daten wie Fingerabdrücke und Fotos abgeglichen. DNA-Datensätze wurden nicht implementiert. Dafür kann SIS II Personen- und Sachfahndungen nun verknüpfen. Vorher sei das aus technischen Gründen nicht möglich gewesen, heißt es.

In Österreich gab es bisher 70.709 Treffer zu Datensätzen, die im Ausland eingegeben worden sind. Fast genauso oft gab es positive Rückmeldungen aus dem Ausland auf heimische Fahndungsdaten. Konkret führte das jeweils zu etwas mehr als 3000 Auslieferungen von Personen nach Österreich und von hier an Partnerländer.

Dass für SIS besondere Sicherheitsvorschriften bestehen, versteht sich von selbst. Intern wird jede Onlineabfrage personalisiert und protokolliert. Das österreichische SIS-Büro ist in einem Hochsicherheitsbereich im Bundeskriminalamt angesiedelt. Beim Back-up der Daten spielt Österreich eine besondere Rolle: Im militärisch geschützten Zentralen Ausweichsystem (ZAS) der Regierung in St. Johann im Pongau ("Regierungsbunker") werden die Daten aus dem SIS-Zentralrechner in Straßburg gespiegelt. (Michael Simoner, DER STANDARD, 24.3.2015)