Berlin - Im Streit um Entschädigungen für die Nazi-Zeit hat der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras Deutschland zum Dialog aufgefordert. Gemeinsam sollten die "Schatten der Vergangenheit" aufgehellt werden, sagte Tsipras am Montag bei dem Treffen mit Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin.

Die Fragen rund um den griechischen Zwangskredit an Nazi-Deutschland, einer Wiedergutmachung sowie über Reparationen seien für Griechenland in erster Linie nicht materieller Art, sondern ein "ethisches, moralisches Thema", betonte Tispras. Dies habe nichts mit der Schuldenkrise zu tun.

Der griechische Premier stellte klar, dass in diesem Kontext kein Regierungsmitglied in Athen vorhabe, deutsches Staatseigentum in Griechenland zu pfänden oder Goethe-Institute zu schließen. "Das können Sie vergessen", sagte er in Berlin zu entsprechenden Erwägungen im griechischen Parlament und im Kabinett. Tsipras machte auch deutlich, dass die Debatte um Reparationen ein "rein bilaterales Thema" sei.

Stereotype überwinden

Der griechische Regierungschef appellierte wie auch Merkel, gegenseitige stereotype Vorstellungen vom jeweils anderen Land zu überwinden. Das demokratische Deutschland von heute etwa "hat nichts zu tun mit dem Deutschland des dritten Reichs, das so viel Blutzoll gekostet hat", hob er hervor.

Merkel wiederholte ihre Position, dass die Frage der Reparationen aus Sicht der Bundesregierung politisch und rechtlich abgeschlossen sei. Deutschland stelle sich aber seiner Verantwortung für die Verbrechen der Nationalsozialisten und sei sich bewusst, "welche Grausamkeiten wir angerichtet haben".

Vielen Deutschen sei das Unrecht und Leid, das Griechenland durch die Nazi-Willkür erfahren habe, aber wohl "nicht mehr so gewärtig, wie es sein sollte". Daran müsse gearbeitet werden: "Deutschland nimmt diese Aufgabe, dieses Bewusstsein wachzuhalten und auch nicht beiseite zu stellen, sehr, sehr ernst." Zu einer diskutierten Aufstockung des deutsch-griechischen Zukunftsfonds seien keine Entscheidungen gefallen, sagte Merkel. (APA, 23.3.2014)