Klassik, etwas lockerer dargeboten: Nemanja Radulovic.

Foto: Marie Staggat / DG

Wien - Er trägt einen Springbrunnen an dunklen, lockigen Haaren auf seinem Kopf, und äußerst lebendig und unbezähmbar ist auch Nemanja Radulovic selbst: Der aus Serbien stammende Geiger, der seit 15 Jahren in Paris lebt, liebt die Bühne, und er liebt es, auf der Bühne seinem Publikum Emotionen pur zu vermitteln. "Es geht in Konzerten doch um Vergnügen", meinte der 29-Jährige zum STANDARD. "In klassischen Konzerten gibt es manchmal eine Mauer zwischen Künstler und Publikum, und diese Mauer möchte ich niederreißen!"

Ähnlich wie der mediale Tausendsassa und Stargeiger David Garrett pflegt Radulovic seinen eigenen Kleidungsstil jenseits von Frack und schwarzem Anzug: "Irgendwann war mir klar, das bin nicht ich." Wie Garrett war auch er ein geigerisches Wunderkind, wurde zuerst in Belgrad ausgebildet; als Radulovic 14 Jahre alt war, zog die Familie vom kriegstraumatisierten Serbien nach Paris, wo er Student von Patrice Fontanarosa am Conservatoire Nationale wurde und bald zahlreiche Wettbewerbe gewann.

Schöner Vertrag bei der DG

2006 sprang Radulovic dann für Maxim Vengerov bei einem Konzert ein und wurde gefeiert; 2007 bekam er bei seinem Debüt in der Carnegie Hall hymnische Kritiken. Nun hat der charismatische Geiger einen Exklusivvertrag bei der Deutschen Grammophon unterschrieben. Sein neues Album Journey East wurde beim renommierten Klassiklabel vom Erfolgsproduzenten Yvan Cassar (Roberto Alagna, Céline Dion) betreut, es führt Radulovic wieder zurück zu seinen Wurzeln in Südosteuropa.

Seine Familie wäre gegenüber jeder Art von Musik offen gewesen, erzählt der Geiger. Das Album, das einen Bogen von osteuropäisch inspirierten klassisch-romantischen Repertoirestücken über Filmmusik bis zur Musik des Balkan schlägt, hat Radulovic seiner verstorbener Mutter gewidmet. Am Donnerstagabend ist der Ausnahmegeiger in der Yellow Lounge im Chaya Fuera zu erleben, zusammen mit der Gambistin Maddalena Del Gobbo, dem Janoska Ensemble und dem Cembalisten Mahan Esfahani. Zum Ausklang legt dann DJ Cay Taylan auf. (Stefan Ender, DER STANDARD, 25.3.2015)