Wien - Fast 2000 Wiener Ärzte demonstrierten am Montagabend gegen ihre Arbeitsbedingungen. Wenig Freude hatten damit die österreichischen Gesundheitspolitiker. Sie haben sich in einem offenen Brief an Artur Wechselberger, Präsident der österreichischen Ärztekammer, gewandt. Unterzeichnet ist das Schreiben, das dem STANDARD vorliegt, unter anderem von Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ), Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) oder Hauptverbandschef Peter McDonald. Die Aussagen der Ärzte, dass die Gesundheitsversorgung gefährdet sei, würden die Patienten verunsichern.

Auch Wiens Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) hat unterschrieben. Gegen sie richtete sich der Unmut der Ärzte. Dennoch gab es am Dienstag ein erneutes Treffen mit der Wiener Ärztekammer, wo die Ärzte auf Nachbesserungen pochten. Annäherungen soll es laut Hermann Leitner, Verhandler der Ärztekammer bei den Arbeitsbedingungen und der Arbeitszeit gegeben haben. Für Donnerstag ist erneut ein Treffen geplant. Dabei konnte nun in beinahe allen Bundesländern eine Einigung bei der Umsetzung des Ärztearbeitszeitgesetzes erzielt werden, auch in Kärnten. Dort drohte im Winter die Lage zu eskalieren, als die Kärntner Ärzte streikten. Zuletzt war das Gehalt der Jungärzte der Knackpunkt. Künftig werden die Sonderklassegelder neu aufgeteilt, damit jeder Assistenzarzt monatlich 350 Euro zusätzlich bekommt. Das war Josef Huber, Kärntner Ärztekammerpräsident, wichtig, da Jungärzte von dem Gehaltsschema sonst benachteiligt gewesen wären. "Es ist ein Ausgleich", sagt er im STANDARD-Gespräch, niemand werde etwas weggenommen.

Am Mittwoch soll es ein finales Treffen mit Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) geben. Wenn sie sich wie erwartet einigen werden, will Huber die Ärzte darüber abstimmen lassen. Er erhofft sich mehr Zustimmung als in Wien, er habe positive Signale aus der Ärzteschaft erhalten. (mte, DER STANDARD, 25.3.2015)