Früher - gar nicht so viel früher, Ihr Digitaleinheimischen - war man, mit Fieber zu Bette, entweder zu krank zum Lesen oder eben nicht. In der Tablet-Ära ist uns auch noch diese Sicherheit abhandengekommen: Selbst im halbkomatösen Zustand tatscht man auf dem Ding herum, suchend nach Antworten auf Fragen, die man nicht hat.

Was ich heute so alles erfahren habe, ohne es wissen zu wollen: 1. Tagebuchschreiben hat keine psychohygienische Funktion, sondern es deprimiert. 2. Es gibt eine Korrelation zwischen dem Charakter des Chefs und dem Herzinfarktrisiko der Angestellten. 3. Kochshows ansehen und die Rezepte nachkochen macht fett.

Erfreut hat mich hingegen, dass wieder einmal die gute alte Diskussion über das "under" oder "over" der Klopapierrolle ausgebrochen ist (empfehlenswert Wikipedia zu "toilet paper orientation").

Gehören auch Sie zu jenen, die bei Freunden und Fremden heimlich die Rolle umhängen? Offenbar tun das nur Leute, die der "over"-Version anhängen, jener, bei der das abzureißende Blatt der Wand abgewandt ist. Natürlich ist das die einzig richtige, wie auch die Patentzeichnung von Seth Wheeler aus dem Jahr 1891 - nein, Ihr Digitaleinheimischen, da habe ich noch nicht gelebt - zeigt. Aber zugegebenermaßen hat das Klopapierrollenumhängen, auch wenn es einen schweren Fehler korrigiert, etwas Missionarisches. Darum tun es ja nur Männer. Na ja, fast. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 25.3.2015)