Bild nicht mehr verfügbar.

Oberflächen-Physikerin Ulrike Diebold ist derzeit Sprecherin des Wittgenstein-Clubs und kritisiert die drohende Overhead-Kürzung.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Wien - Ulrike Diebold fühlt sich "alleingelassen". Die Oberflächenphysikerin an der TU Wien drückt damit ihre Gefühle angesichts der nun beschlossenen Reduktion der Overheads durch den FWF aus. Damit wurden zuletzt die durch bewilligte Einzelprojekte entstandenen Mehrkosten im Bereich Infrastruktur abgedeckt - was es Uni-Rektoren und Leitern von Forschungsinstituten deutlich erleichterte, ihre Wissenschafter Projektanträge schreiben zu lassen.

Gleichzeitig wurde nun aber, wie berichtet, beschlossen, die Forschungsprämie, den steuerlichen Freibetrag für Forschung betreibende Unternehmen mit Sitz in Österreich, ab 2016 von zehn auf zwölf Prozent zu erhöhen. Die Parallelität der Ereignisse macht Diebold, die 2013 den Wittgenstein-Preis erhielt, zumindest unrund. "Obwohl ich keine Neiddebatte führen möchte und sagen muss: Die Erhöhung ist begrüßenswert. Innovative KMU könnten ohne diese Prämie kaum Anwendungsforschung machen. Ich arbeite selbst sehr anwendungsnah."

Man vergesse derzeit auf die Grundlagenforschung. Die Universitäten und der FWF seien stark unterdotiert. "Und damit fehlt es an Möglichkeiten, Ideen zu fördern, durch die echte Umbrüche entstehen können", sagt Diebold zum STANDARD.

Der FWF hatte Montag via Aussendung mitgeteilt, dass er die Overheads kürzen müsse. Grund: Man habe für die Finanzplanung für 2014 und 2015 einen Bedarf von rund 25 Mio. Euro angegeben. Dies habe sich aber als zu gering herausgestellt, um weiterhin 20 Prozent der direkten Projektmittel zahlen zu können, weshalb es für das laufende Jahr zu einer "degressiven Gestaltung" der Zahlungen kommen müsse. Die Universitätenkonferenz (Uniko) reagierte am Dienstag auf diese Ankündung mit "Unverständnis", ähnlich reagierten die Grünen.

Ringen um Overheads

Um die Auszahlung der Overheads hat es schon in der Vergangenheit ein äußerst zähes Ringen gegeben. Während in den USA laut Diebold durchschnittlich 50 bis 60 Prozent der Projektkosten bezahlt werden, wurden diese Mittel in Österreich erst 2008 beschlossen und nach einem Jahr wegen Budgetmangels wieder eingestellt. Seit 2011 wird der Aufschlag auf die Fördersumme wieder gezahlt - allerdings nicht bei allen FWF-Programmen. Zum Vergleich: In den EU-Programmen sind mittlerweile 25 Prozent Overhead-Zahlungen üblich, weshalb auch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG ihre entsprechenden Zahlungen auf 25 Prozent vereinheitlicht hat. An einer Lösung des Problems im FWF soll derzeit gearbeitet werden.

Zur erhöhten Forschungsprämie äußerte sich unterdessen auch der Industrielle und Vorsitzende des Forschungsrats, Hannes Androsch. Er begrüßte die Erhöhung und meinte zum STANDARD, das sei nur ein Stein der "Perlenkette", die der Staat in Sachen Forschung, Wissenschaft und Innovation knüpfen wolle. Man dürfe auf die anderen Steine nicht vergessen, sonst schmücke die Kette nicht wirklich. (pi, DER STANDARD, 25.3.2015)