Zu Jahresbeginn 2015 hatten die Gemeinnützigen 26.300 Wohnungen in Bau. Anfang 2014 waren es noch 29.200, Anfang 2013 nur 23.200.

Foto: Putschögl

Von einem erfolgreichen Jahr für die gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV) sprach Verbandsobmann Karl Wurm am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Wien. Mit 16.900 Wohneinheiten, die 2014 fertiggestellt wurden, konnte zwar die vor einem Jahr von ihm prognostizierte Zahl von 17.100 nicht ganz erreicht werden, gegenüber 2013 konnte er aber doch ein sattes Plus von elf Prozent bzw. 1.700 Wohnungen vermelden. Weil derzeit in Österreich insgesamt rund 50.000 neue Wohneinheiten pro Jahr entstehen, sind die Gemeinnützigen damit für mehr als ein Drittel des neuen Wohnraums verantwortlich.

Prognose ohne "Wohnbauoffensive"

Fast noch wichtiger: Der ebenfalls vor einem Jahr prognostizierte Einbruch nach dem erwarteten "Zwischenhoch" 2014 dürfte so nicht stattfinden. Für heuer hält Wurm nämlich 17.200 fertige Wohneinheiten von den Gemeinnützigen für durchaus realistisch. 2016 geht es laut der mittelfristigen Prognose des Verbands zwar wieder bergab auf rund 14.000 Einheiten – allerdings ist die am Dienstag von der Regierung bekanntgegebene Wohnbauoffensive in diese Zahlen noch nicht eingerechnet. Diese soll, wie berichtet, ein Volumen von 5,75 Milliarden Euro bewegen und in den kommenden sechs Jahren bis zu 30.000 zusätzliche Wohnungen schaffen. Unter der durchaus realistischen Annahme, dass die Hälfte davon von Gemeinnützigen gebaut werden wird, stellt Wurm somit die stolze Zahl von 100.000 Wohnungen, die die 189 Mitgliedsunternehmen des Verbands in den kommenden sechs Jahren errichten könnten, in den Raum.

Wurm begrüßt die "Offensive" selbstredend ausdrücklich, hielt am Mittwoch aber fest, dass die Ausgestaltung der Details noch spannend zu beobachten sein werde. Der Verbandsobmann sieht nämlich durchaus die Gefahr, dass die Länder wegen der neuen EIB-Darlehen in Höhe von 500 Millionen Euro, für die der Bund die Haftung übernimmt, versucht sein könnten, die landeseigene Wohnbauförderung wieder etwas zurückzufahren. "Zu einer solchen Kompensation darf es nicht kommen – das ist eine klare Intention des Bundes", so Wurm. Er sprach sich neuerlich für die Wiedereinführung der Zweckwidmung der Wohnbauförderung, auch für Rückflüsse, aus. "De facto" würden zwar mittlerweile fast alle Länder wieder die vom Bund an sie weitergeleiteten Wohnbaufördergelder tatsächlich für den Wohnbau ausgeben; eine gesetzliche Verpflichtung dazu besteht aber weiterhin in keinem Bundesland.

Wien und NÖ stark

Nach Ländern betrachtet waren vor allem die Wiener und niederösterreichischen Gemeinnützigen für den Produktionszuwachs im Neubau 2014 verantwortlich. "Rund die Hälfte der aktuellen Neubauleistung wird von ihnen geschultert." Angesichts der großen Nachfrage nach leistbarem Wohnraum in und um Wien komme diese Expansion auch "gerade zur rechten Zeit". Allerdings "schleppe" man immer noch einen Fehlbestand von rund 3.500 Wohneinheiten mit, weil in den Jahren 2010 bis 2012 zu wenig gefördert gebaut wurde.

Und dies ist eigentlich immer noch so: Die Wohnbauförderungsleistung sei auch derzeit "nicht bedarfsdeckend", auch wenn der geförderte Geschoßwohnungsbau im Vergleich zum geförderten Eigenheimbereich rasant zugenommen hat. Weniger Einfamilienhäuser werden deshalb aber nicht gebaut; in diesem Segment gibt es vielmehr einen anhaltenden "Ausweichmechanismus" weg von der Wohnbauförderung zu beobachten. Wurden vor einem Jahrzehnt noch 70 von 100 Einfamilienhäusern mit Wohnbauförderung errichtet, sind es nun nur noch 30 Prozent. (Martin Putschögl, derStandard.at, 25.3.2015)