Schöne, neue Bankenwelt: Bei Schieflagen von Geldinstituten werden neuerdings private Gläubiger zur Kasse gebeten. Und Sparer müssen sich künftig darauf verlassen, dass die Banken für Einlagen der Kunden geradestehen. Der Staat - so sieht es ein neuer Entwurf des Finanzministeriums vor - wird jedenfalls nicht mehr einspringen, wenn Institute in die Pleite schlittern. Über einer betraglichen Grenze von 100.000 Euro können Einlagen sogar dezidiert zur Rettung der Bank vereinnahmt werden.

Richtig sicher ist künftig also gar nichts mehr. Das mag manche schockieren, ist aber zur Gesundung der Finanzsysteme absolut notwendig.

Seit Ausbruch der Finanzkrise wurden die Schulden der Banken zu Schulden der Steuerzahler. In manchen Fällen - wie Irland und teilweise Griechenland - gingen Staaten unter der Last des Bankensektors in die Knie. Sparer wogen sich durch eine öffentliche Garantie in Sicherheit, die im Ernstfall nichts wert war. Kein Staat kann letztlich für die Einlagen eines kollabierenden Finanzsystems aufkommen. Das führte zu falschen Anreizen. Banken gingen und gehen Risiken ein, weil die öffentliche Hand einen Zusammenbruch verhindert. Und Sparer trugen und tragen ihr Geld zu jenen Instituten, die mit hohen Zinsen locken - unabhängig vom Risiko. Jetzt lässt der Staat nach und stärkt damit Eigenverantwortung und Selbstheilungskräfte. Das wird die Stabilität der Banken insgesamt erhöhen. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, 28.3.2015)