Innsbruck/Mondsee - Der Koboldkärpfling hat einen niedlichen Namen, und seine taxonomische Bezeichnung Gambusia affinis klingt auch recht harmlos: Der erste Teil seines Namens ist vom spanischen "gambusino" abgeleitet, was in etwa "lächerliches Nichts" bedeutet. Der unauffällig graubraune Fisch von vier bis sieben Zentimetern Länge mag auch aussehen, als könnte er kein Wässerchen trüben - tatsächlich jedoch steht er auf der Liste der 100 invasivsten Tierarten der Welt.

Der kleine Allesfresser ist nämlich ebenso anpassungs- wie widerstandsfähig und verdrängt in Gewässern, in denen er sich ausbreitet, heimische Arten. Schuld daran war wieder einmal der Mensch mit einer gutgemeinten Idee: Der Fisch wurde zur Bekämpfung von malariaübertragenden Stechmücken weltweit ausgesetzt - wie sich herausstellte, frisst er aber nicht nur deren Larven, sondern auch alles mögliche andere.

Erfolg

Forscher der Universität Innsbruck haben nun zusammen mit neuseeländischen Kollegen einen wichtigen Schritt zur Bekämpfung dieses Bioinvasors gemacht. Sie entwickelten einen genetischen Marker, der es in weiterer Folge ermöglichen könnte, herauszufinden, ob die invasiven Populationen durch "genetische Trojaner" vernichtet werden können.

"Es ging darum, Marker zu finden, um das genetische Geschlecht der umgewandelten Jungfische bestimmen zu können", sagte die federführend am Projekt beteiligte Wissenschafterin Dunja Lamatsch vom Mondseer Institut für Limnologie der Universität Innsbruck. Denn dies sei auch die Voraussetzung, um in weiterer Folge die Methode der "trojanischen Fische" überhaupt testen zu können.

"Fische sind nicht doof"

Die Koboldkärpfling-Männchen besitzen zwei gleiche, geschlechtsbestimmende Keimzellen (ZZ), die Weibchen zwei verschiedene (ZW). Durch die Beigabe des Hormons Östrogen können Männchen in Weibchen umgewandelt werden. Der Fisch diente den Forschern aufgrund seiner genetischen Eignung als Modellorganismus, obwohl er nicht so bekannt ist wie der Zebrafisch. "Es ist schwierig, die Männchen zu überlisten", gab die Wissenschafterin einen Einblick in die diffizile Forschungsarbeit, da diese sehr gut echte von hormonumgewandelten Weibchen unterscheiden können. "Fische sind nicht doof", meinte Lamatsch.

Gemäß der Theorie soll das Einbringen von geschlechtsumgewandelten Weibchen in Freilandpopulationen eine Population mit einem extremen Überschuss an Männchen hervorbringen und die echten Weibchen auslöschen. Je mehr Trojaner eingesetzt würden, umso eher sollte es zur Auslöschung der Population kommen. Dies alles sei aber "nicht abschließend erforscht", erklärte die Wissenschafterin. Diese Forschungsarbeiten seien derzeit nicht so einfach umzusetzen, so Lamatsch - nicht zuletzt mit Blick auf die dafür notwendigen finanziellen Mittel. (red/APA, derStandard.at, 5.4. 2015)