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Die Schlangen vor den Arbeitsämtern in Spanien werden kürzer.

Foto: Comas Reuters

Arbeitslosigkeit in der EU.

Grafik: STANDARD

Wien - Für die wirtschaftliche Misere im Euroraum waren in den vergangenen Monaten zwei Kennzahlen symptomatisch: Arbeitslosigkeit und Inflation. Die Zahl jener Menschen, die erfolglos nach einem Job suchen, erreichte Ende 2013 einen Höhepunkt und verharrte seither recht nah beim Rekordwert. Zuletzt sank auch noch das Preisniveau in der Eurozone, was die Ängste vor einer jahrelangen Deflation schürte.

Inzwischen treffen aber immer mehr positive Nachrichten ein. Wie die Statistikbehörde Eurostat am Dienstag mitteilte, ist die Arbeitslosigkeit im Euroraum auf den tiefsten Stand seit Mai 2012 gefallen. Nach den neuesten Zahlen waren im Februar im Währungsgebiet 18,2 Millionen Menschen arbeitslos. Das sind um fast 650.000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote lag bei 11,3 Prozent, im Jänner waren es noch 11,4 Prozent gewesen.

Auch der Preisrückgang hat nachgelassen. Im Dezember 2014 verzeichnete die Eurozone zum ersten Mal seit fünf Jahren eine negative Inflationsrate. Im Jänner beschleunigte sich dieser vom billigen Öl getriebene Preisrückgang noch mal auf minus 0,6 Prozent.

Angst vor Deflation

Die Angst vieler Ökonomen ist, dass ein sinkendes Preisniveau Konsumenten und Unternehmer dazu bringen könnte, Investitionen auf später zu verschieben. Dadurch würde eine Deflationsspirale in Gang kommen, weil niemand mehr bereit ist, Geld auszugeben.

Danach sieht es im Moment aber nicht aus. Im März betrug der Preisrückgang laut Eurostat nur noch minus 0,1 Prozent. Und: Nach einem starken Einbruch im Jänner stieg im Februar und März auch die Kerninflation ohne Energie wieder moderat (plus 0,6 Prozent) an.

Ein genauer Blick in die Statistiken zeigt freilich, dass die wirtschaftliche Situation weiter angespannt bleibt. Beispiel Arbeitsmarkt: So beträgt die Arbeitslosenquote in Spanien 23 Prozent, bei den unter 25-Jährigen liegt die Quote sogar bei sage und schreibe 50 Prozent. Dass die Situation in Spanien laut Eurostat vor einem Jahr noch schlimmer war, wird für die Betroffenen kein Trost sein. Und: In dem von Sparkursen gebeutelten Griechenland ist die Arbeitslosigkeit sogar noch höher (siehe Grafik). In Italien verschlimmert sich die Situation sogar weiter: Nach Rückgängen im Dezember 2014 und im Jänner 2015 wächst die Arbeitslosigkeit wieder.

Am stärksten verschlechtert hat sich die Lage über das vergangene Jahr gesehen in Kroatien, Zypern und Finnland. Zypern leidet weiter unter dem Zusammenbruch seines aufgeblasenen Finanzsystems, und Kroatien kommt bereits seit Jahren nicht aus der Rezession im Land heraus. Auch die finnische Wirtschaft schrumpfte zuletzt.

Die niedrigsten Quoten in der Eurozone gibt es weiterhin in den Nordländern Deutschland und Österreich. Aus der Bundesrepublik wurde am Dienstag überhaupt ein Tiefstand gemeldet: Nach den neuen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit waren im März 2.932.000 Millionen Menschen in Deutschland arbeitslos. Das ist der niedrigste Wert in einem März seit dem Jahr 1991. Laut Bundesagentur für Arbeit sei derzeit das Risiko, seinen Job zu verlieren, sehr gering. Das stärke die Nachfrage der Konsumenten – was wiederum der Konjunktur hilft. (szi, DER STANDARD, 1.4.2015)