Wien – Ungeziefer ist nicht nur für die Landwirtschaft ein Problem, sondern auch für die Softwarebranche: "Bugs" (deutsch: Käfer) genannte Programmierfehler verursachen laut einer Studie der US-Bundesbehörde NIST Verluste für amerikanische Unternehmen von bis 60 Milliarden Dollar jährlich.

Doch der Schaden kann noch weitaus größer sein – wenn nämlich beschädigte Programme die Sicherheit von Menschen gefährden. In der Hand von Informatikern liegt somit weitaus mehr als nur Bits und Bytes – wie auch letzte Woche an der Technischen Universität Wien zu hören war, wo Wissenschafter verschiedener Standorte einen Spaziergang durch die österreichische Informatiklandschaft unternahmen.

Diese Zusammenkunft war das erste Treffen der Initiative "Informatik Austria", die die stärkere Vernetzung der einzelnen computerwissenschaftlichen Institute hierzulande zum Ziel hat. "Informatik ist eine Universalwissenschaft des 21. Jahrhunderts", verkündete Franz Wotawa vom Institut für Software-Technologie der Technischen Universität Graz.

Von Raumfahrt bis Medizin

Schließlich sei das Fach sehr facettenreich, was 83 verschiedene Studiengänge im Land zeigen. Man bildet schließlich nicht einfach nur die IT-Abteilungen von morgen aus. So reicht das weite Feld der Informatikvon der traditionellen Softwareentwicklung über die Luft- und Raumfahrtforschung bis zum Biomedical Engineering.

Die versammelten Wissenschafter verwiesen auf zahlreiche Aktivitäten an den einzelnen Instituten und eine lange Reihe von prämierten Projekten. Die von der Initiative forcierte Zusammenarbeit, die dabei einzelne Institute schon betreiben, ist nach Wotawas Grazer Kollegen Roderick Bloem ohnehin wesentlich für die Arbeit der Informatiker.

"Es gibt diese Vorstellung von den Programmierern, die einsam im dunklen Keller bei schlechtem Licht hacken. Dabei ist Informatik vor allem Teamarbeit", sagte Bloem. Die größte Herausforderung für den Forschungsstandort Österreich – da waren sich die Computerwissenschafter einig – ist das liebe Geld.

Die jüngsten Budgetentwicklungen haben die Informatiker ebenfalls getroffen, was eine bedenkliche Entwicklung sei – auch angesichts überall steigender Studierendenzahlen -, wie der Wittgensteinpreisträger Gerhard Widmer von der Johannes-Kepler-Uni Linz betonte: "Wenn wir die Informatik noch stärker machen wollen, brauchen wir noch mehr gute Leute. Das ist nur möglich, wenn es auch eine echte Finanzierung für diese jungen Wissenschafter gibt. Es gibt nie zu viele gute Studierende." (lau, DER STANDARD, 1.4.2015)