Wien - Peter McDonald, Hauptverbandschef der Sozialversicherungen, vergleicht die Debatte um Selbstbehalte bei Arztbesuchen mit "ideologischen Schützengräben". Beide Regierungsparteien müssten aufpassen, die Patienten dabei nicht "zu verunsichern". Im STANDARD-Gespräch meidet er das Wort "Eigenverantwortung", sondern verweist darauf, wie wichtig es sei, sich für die eigene Gesundheit zu engagieren.

Dem Anreizmodell "Selbstständig gesund", das McDonald in seiner Zeit als Chef der Versicherung der gewerblichen Wirtschaft (SVA) eingeführt hat, kann er heute noch einiges abgewinnen. Dabei werden bei einem Arztbesuch Gesundheitsziele vereinbart, bei Einhaltung winkt die Halbierung des 20-prozentigen Selbstbehaltes. Ob das auch bei anderen Versicherungen funktionieren würde, will er sich nicht festlegen, aber "Überzeugungsarbeit leisten, diese Programme auszubauen". Ob dadurch auch Risikogruppen erfasst werden konnten, kann aus heutiger Sicht noch nicht gesagt werden - das Programm wird zwar wissenschaftlich begleitet, die konkrete Auswertung fehlt aber noch. Für Risikogruppen gebe es eigene Programme bei allen Versicherungen.

Besser soll's werden

Allgemeinmediziner Michael Dolna schätzt, dass sich rund 20 bis 30 Prozent seiner SVA-Patienten individuellen Gesundheitszielen verschrieben haben, um im Abtausch einen geringeren Selbstbehalt zahlen zu müssen. Bei den Vorgaben lässt die Versicherung keine Strenge walten. Dolna: "Der Blutdruck soll besser werden, sie sollen weniger rauchen oder ihr Gewicht reduzieren." Bisher haben sich alle seiner Patienten an ihre Abmachung gehalten, besonders bei Diabetikern habe sich durch ihre Teilnahme am so genannten "Disease-Management" ein positiver Effekt eingestellt. (mte, riss, DER STANDARD, 2.4.2015)