Ob es Schäden oder Tote gegeben habe, wisse man nicht, hieß es bei Kenias Armee, nachdem am Sonntag Kampfjets die islamistische Al-Shabaab in Somalia bombardiert hatten. Denn, wie Kenias Armee zugab: Man habe bei den Angriffen das Ziel nicht klar gesehen - über Somalia war es bewölkt. Ein Sinnbild für jene Reaktion, die Kritiker nach dem Blutbad von Garissa befürchteten: Nairobi glaubt vor allem, Härte zeigen zu müssen.

Das ist verständlich, immerhin hat es berechtigte Kritik an den Sicherheitskräften gegeben. Es ist aber auch gefährlich. Und noch schlimmer: Es ist berechenbar. Al-Shabaab spielt auf furchtbare Weise damit, wenn sie Opfer in Christen und Muslime teilt. Die Miliz hofft, dass sich Spannungen mit Kenias islamischen Separatisten erhöhen. Sie wünscht sich, dass die Polizei weiter hart in Flüchtlingslagern vorgeht und unter jenen 400.000 Menschen, die einst vor Bürgerkrieg und Islamisten geflohen waren, das Gefühl weckt, wegen ihres Glaubens attackiert zu werden.

Sie will Kenia in die Instabilität treiben. Denn Al-Shabaab treibt nicht nur die Verblendung: Sie hat strategische Ziele. Kenias Somalia-Einsatz hat sie viel Territorium und die Kontrolle über lukrative Häfen gekostet. Die Opposition kritisiert das Engagement - als Nachbarland sei man für eine Intervention ungeeignet. Das stimmt. Zudem fehlt ein klares strategisches Ziel. Trotzdem wäre ein überhasteter Abzug falsch. Er würde Al-Shabaab erst recht stärken.(Manuel Escher, DER STANDARD, 7.4.2015)