Das Gelb einiger Frühlingsblüher gehört zum Schönsten, was der Garten im späten April bieten kann.

Illustration: Dennis Eriksson

Glaubt man esoterisch verbrämten Psychologieseiten im Internetz, so steht die Farbe Gelb für "strahlend" und "anregend". Es sei eine Farbe der Veränderung und Entfaltung. Passt! Denn das Gelb einiger Frühlingsblüher gehört zum Schönsten, was der Garten im späten April bieten kann.

Hat die Gartlerin rechtzeitig einen trockenen, sonnigen Winkel im Garten mit Frühlings-Adonisröschen, Gelben Hungerblümchen und Felsen-Steinkraut bepflanzt, sieht sie sich mit einem gewaltigen gelben Blumenflor konfrontiert. Gibt es diese Trockenzonen im Garten nicht, sondern müht man sich mit schattigen, versumpften Beeten ab, braucht man auf Gelb dennoch nicht zu verzichten. Auch die Goldnessel bildet dichte, gelbe Teppiche und weiß mit ihrem hübschen Laub zu verzücken. An Opulenz nicht zu übertreffen ist der Goldregen. Extrem wüchsig, nimmt er jede Pergola oder Veranda ein und beschenkt seine Umgebung mit einem goldenen Regen. Macht aber auch viel Dreck auf der Terrasse, by the way.

Wer auf straffe Formen steht, hat sicherlich mit Tulpen seine Freude. Stets in Habtachtstellung sorgen sie für optische Ruhe in den Beeten. Das Schöne an den Tulpen ist die schier endlose Auswahl an Farben - in Gelb gibt es sie natürlich auch.

Die Königin unter den gelben Tulpen ist - da brauchen wir gar nicht diskutieren - die Tarda-Tulpe. Sie wird zwar nur rund 15 Zentimeter hoch, ist aber von einer Anmut, dass man automatisch einen Diener oder Knicks macht, wenn man an ihr vorübergeht. Darüber hinaus bekommt man bei ihr pro Zwiebel gleich mehrere Blütenköpfe - noch ein Grund für die demütige Grundhaltung.

Leicht ins Kitschige

Sagt man Gelb und denkt ans Frühjahr, kommt man auch an der Forsythie nicht vorbei. Ziemlich sicher benannt nach einem Star aus Denver Clan - John Forsythe -, knallt sie uns Jahr für Jahr ihr himmelhoch jauchzendes Gelb vor Augen. Prinzipiell hübsch anzusehen ist sie, ihre Allgegenwärtigkeit macht sie jedoch zu einer leicht ins Kitschige abdriftenden Heckenpflanze. Und falls ihre Gegner noch Argumente brauchen: Sie blüht zwar heftig, bietet aber Bienen genau null zur Ernährung an. (Gregor Fauma, Rondo, DER STANDARD, 10.4.2015)