Die Finanzmärkte in Europa spielen verrückt. Anleihen sind so teuer wie nie, auch an den Aktienmärkten geht es rund. Das kann nur in die nächste Krise führen, sagen einige Ökonomen, vor allem solche aus Deutschland. Platzt die Blase, haben sie es immer schon gewusst. Dass ihr Riecher stimmt, haben sie in der Vergangenheit bewiesen. Die US-Notenbank Fed hat in den USA schließlich auch eine Hyperinflation ausgelöst, eine Teuerung von 0,2 Prozent im Februar spricht für sich.

Zugegeben: Aktien in Europa sind derzeit etwas überbewertet, aber das war vorherzusehen. Die Politik von EZB-Präsident Mario Draghi zielt doch genau darauf ab. Seit die Notenbank ihr Anleihenkaufprogramm gestartet hat, hat sich die Stimmung gedreht. Das Programm verfrüht abzubrechen, wie manche fordern, wäre verrückt. Was nicht heißt, dass die Sorgen der Kritiker völlig unberechtigt sind.

Ja, die Politik der EZB hat Nebenwirkungen. Anleger gehen wieder große Risiken ein. Die Politik des billigen Geldes deswegen umzukehren gleicht der Jagd einer Fliege mit dem Baseballschläger. Stattdessen sollte die Politik dem Finanzsektor endlich Zügel anlegen. Banken dürfen sich ihr Eigenkapital "risikogewichten", sprich, schönrechnen, und einige sind weiterhin viel zu groß. Fonds haben zig Billionen Dollar langfristig veranlagt, die Kunden kurzfristig abziehen könnten. Wer sich um die wirklichen Probleme kümmert, braucht sich vor Mario Draghi nicht fürchten. (Andreas Sator, DER STANDARD, 11.4.2015)