Der Hohenemser Bürgermeister Richard Amann von der ÖVP (rechts) und sein Vize Bernhard Amann (Grüne/Emsige).

Foto: Jutta Berger

Hohenems - Die Hohenemser Stadtvertretung hat am Samstag der FPÖ eine klare Abfuhr erteilt. Obwohl die Freiheitlichen stärkste Fraktion sind, wurde Bernhard Amann (Grüne und Emsige) mit Unterstützung der ÖVP zum Vizebürgermeister gewählt.

FPÖ-Chef Dieter Egger, der in der Stichwahl um das Bürgermeisteramt Richard Amann (ÖVP) unterlegen war, hatte sich ins Zeug gelegt. Er selbst verzichtete auf eine Kandidatur als Vize, appellierte in seiner Rede für den FPÖ-Kandidaten Friedl Dold an die Fairness der Volkspartei. Seine Partei sei stärkste Fraktion, ihr gebühre der Vizebürgermeister.

"Hohenems ist gespalten", sagte Egger, es entspräche nicht dem Wählerwillen, die FPÖ auszugrenzen. Bei der Gemeindevertretungswahl hatten die Freiheitlichen 16 der 36 Mandate errungen, die Volkspartei zwölf, die Grünen und Emsigen sechs, SPÖ und Bürgerbewegung je eines.

Egger: "Wir reichen die Hand"

Egger versuchte es vor der Abstimmung mit Zuckerbrot und Peitsche: "Wir reichen die Hand zur Zusammenarbeit", bot er an, um im selben Atemzug die Konsequenzen der Nichtwahl aufzeigen: "Hohenems drohen fünf Jahre Streit, fünf Jahre Konflikt."

Die Volkspartei ließ sich nicht beeindrucken. Bernhard Amann, unkonventioneller Kulturveranstalter, Drogenarbeiter, Sozialpolitiker, wurde zum Vizebürgermeister gewählt. Der 60-Jährige mit Rockstarmähne machte sich als Sozialstadtrat mit integrationspolitischen Initiativen einen Namen, er war über zwei Jahrzehnte Bundesvorsitzender der österreichischen Jugendzentren, baute in Vorarlberg niederschwellige Suchthilfeeinrichtungen auf. Seine antifaschistische Haltung und sein Engagement für Menschen aller Kulturen macht ihn zum Lieblingsfeind der Freiheitlichen. Die Sitzverteilung im Stadtrat: vier FPÖ, drei VP, zwei Grüne/Emsige.

Egger sprach von Packelei. Die FPÖ lasse die Anfechtung der Bürgermeister-Stichwahl prüfen, sagte Egger zum STANDARD. Warum, wollte er nicht sagen: "Das werden wir noch mitteilen."

Wahlanfechtung in Bludenz

In Bludenz ist seit Samstag klar, dass die Sozialdemokraten die Stichwahl anfechten werden. Der am Samstag gewählte Vizebürgermeister Mario Leiter (SPÖ) war Amtsinhaber Mandi Katzenmayer nur um 27 Stimmen unterlegen. In Bludenz wurden, das hat die ÖVP vor der Wahl zugegeben, Wahlkarten ohne die notwendigen Vollmachten von VP-Funktionären für potenzielle Wähler abgeholt. (jub, DER STANDARD, 13.4.2015)