Wien - Die Einführung der Gratis-Zahnspange befindet sich wieder im Zeitplan - so lautet zumindest die Einschätzung der Wiener Gebietskrankenkasse. Denn kurzfristig war das plangemäße bundesweite Inkrafttreten mit 1. Juli durch Wiener Querelen gefährdet: WGKK und Zahnärztekammer konnten sich nicht auf die Kriterien für die Auswahl der Kieferorthopäden einigen. Nun gebe es aber eine deutlich Annäherung.

Zwar habe die laut Andreas Obermaier von der WGKK "intensive Verhandlungsrunde" am Montag noch kein endgültiges Ergebnis gebracht, allerdings sei man sich deutlich näher gekommen. Nun würden noch letzte Details fehlen, die Ende dieser bzw. spätestens Anfang nächster Woche geklärt werden sollen, meinte Obermaier. Dann fallen die Beschlüsse in den jeweiligen Gremien der Zahnärztekammer bzw. der Gebietskrankenkasse. Obermaier rechnet mit einer Ausschreibung der - für die Umsetzung der Gratis-Zahnspange erforderlichen - 32 Wiener Vertragskieferorthopädenstellen noch in der ersten Maihälfte.

Zahnärztekammer optimistisch

Auch bei der Zahnärztekammer gab man sich heute, Dienstag, optimistisch: Es fehle vor allem noch an "Feinjustierungen", so der Vizepräsident der Wiener Zahnärztekammer, Claudius Ratschew, gegenüber der APA. Auf einen Zeitplan für die nächsten Wochen wollte er sich zwar nicht festlegen, die Einführung mit 1. Juli sah aber auch er "mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht gefährdet". Man werde die Verhandlungen zeitnah fortsetzen: "Von unserer Seite steht einer baldigen Einigung nichts mehr im Weg, die Gratis-Zahnspange wird sicher nicht an der Zahnärztekammer scheitern", meinte er.

Probleme hatte in den Verhandlungen vor allem die Auswahl der Kieferorthopäden gemacht: Denn diese müssen nach gewissen Kriterien bzw. einem Punktekatalog ausgesucht werden. "Nachdem wir in Wien erwartungsgemäß viele Interessenten haben, achten wir besonders auf die Leistungsqualität", erklärte Obermaier. In den Punktekatalog fließen etwa Berufserfahrung oder absolvierte Fortbildungen ein. "Natürlich gibt es da bei uns und der Interessensvertretung bei den Kriterien gewisse Auffassungsunterschiede", so der WGKK-Verhandler. Auch Ratschew räumte hier "Unstimmigkeiten" ein. Derzeit rechnet Obermaier mit rund 200 Bewerbern für die 32 Kassenstellen.

Zahl der Zahnärzte noch unklar

Wie viele Zahnärzte in Wien die Gratis-Zahnspange dann tatsächlich ab 1. Juli anbieten, könne er jetzt noch nicht sagen, betonte Obermaier. Bekommen bestehende Zahnarztordinationen die Kassenstellen, würden diese natürlich sofort starten. Gebe es den Zuschlag für neue Ärzte, bräuchten die natürlich ein bisschen mehr Vorlaufzeit.

Warum die Verhandlungen in Wien bundesweit eine große Rolle spielen, erklärt sich aus dem Vertrag zwischen Österreichischer Zahnärztekammer und dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger: Insgesamt werden in Österreich 180 Kassenstellen ausgeschrieben, damit die neue Leistung ab mit 1. Juli angeboten werden kann, muss es zumindest 150 Vertrags-Kieferorthopäden geben. Kommt Wien in Sachen Ausschreibung nun zu keinem Ergebnis, fallen 32 Stellen weg - bundesweit wären es damit genau zwei zu wenig. (APA, 14.4.2015)