Illustration: Magdalena Rawicka

Pro
Von Michael Simoner

Der Bonus ist eigentlich völlig wurscht. Aber wenn er sich unaufgefordert ins Geldbörsel legt, wenn der Urlaub mehr als drei Monate im Voraus gebucht wird, dann darf er, bitte schön, kurz verweilen, bevor er verpufft. In Wahrheit ist es ja mit allen Schnäppchen das Gleiche: Das auf der einen Seite Gesparte wird auf der anderen verjuxt. Insofern gibt es also überhaupt keinen Unterschied zwischen Frühbucherbonus und Last-Minute-Angebot.

Natürlich ist es verlockend, sich ins Reiseabenteuer zu stürzen, ohne vorher viele Gedanken an die Planung zu verschwenden. Sich treiben zu lassen, dort haltzumachen, wo's schön ist, nicht an morgen zu denken, von der Ananas in den Mund zu leben, auf Gezwitscher statt auf Twitter zu achten. Aber nicht jeder hat drei Jahre Zeit, Lust und Geld, die Welt zu erkunden.

Auch an der Tour de France ist ja das Reizvolle, dass sie in Etappen gefahren wird. Und wie bei der berühmten Wadl-show spielt auch beim Urlauben eine frühe Vorbereitung eine nicht unwesentliche Rolle. Sonst droht der Krampf.

Kontra
Von Ljubiša Tošić

"Ungewiss die Zukunft ist", musste schon Meister Yoda eingestehen. Und das, obwohl er als einer der mächtigsten Jedi-Ritter aller Star Wars -Folgen über große Seherfähigkeiten verfügte. Also kein Wünschen hilft und kein Beten, kein eiliges Buchen und auch kein Gang zu Kartenlegern und Zukunftshexern. Der Zukunft ihren ungewissen Charakter lasse! Ihrer Güte vertraue! Und ein Last-Minute-Reisender du sei! - um mit Yoda zu sprechen. Ob der Ort deiner Sehnsucht noch existiert, wenn du zu ihm aufbrichst, bleibt nämlich fraglich. Ob die Reisefirma, der du Summen überwiesen hast, nach der Buchung noch lebt ebenfalls.

Also, keine Angst vor dem Kommenden, lass die Zukunft näherrücken, bis sie fast Gegenwart ist. Gestalte sie furchtlos, jedoch erst ab jenem Augenblick, da sie vor der Tür steht, kurzum: Lass das Planen, lasse nicht die dunkle Seite der Macht dein Inneres okkupieren, denn auch das wusste schon der weise Yoda: "Furcht führt zu Planwut, Planwut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid." Und nicht verdient dein Urlaub hat Leid! (Rondo, DER STANDARD, 17.4.2015)