Die Filmplattform "4840 Frames" beschäftigt sich in ihrer vierten Veranstaltung mit Ungarn: von der Exilarbeit ungarisch-österreichischer Regisseure, Autoren und Kameraleute bis zur zeitgenössischen Produktion in unserem Nachbarland. Ungarn, Hollywood, Exil startet am Freitag mit Kurz-, Animations- und Dokumentarfilmen junger Regisseure, die bereits am "International Jameson CineFest" in Miskolc zu sehen waren.

Am Samstag wird CineFest-Kurator, Produzent und Regisseur Péter Muszatics über das Festival sprechen. Im zweiten Teil seines Vortrags stellt er unter dem Titel Molnar, Wilder, Curtiz und Co. - Wie Österreich-Ungarn Hollywood prägte seine Forschungen über die ungarisch-jüdische Migrationsgeschichte Hollywoods vor. 1896 wurde in Ungarn erstmals ein Film vorgeführt, 1898 die erste Produktionsgesellschaft gegründet. Zu den Ersten, die sich dem neuen Medium zuwandten, gehörte der Schriftsteller Ferenc Molnár, eine weitere Schlüsselfigur in der frühen Filmproduktion Ungarns ist Alexander Korda.

Der hieß eigentlich Sándor László Kellner, führte ab 1914 Regie und gründete danach die Produktionsfirma Corvin. Nach dem Sturz der Räterepublik kam das ungarische Filmschaffen zum Erliegen. Die Verfolgung sämtlicher Sympathisanten des sozialistischen Experiments durch die königliche Regierung trieb neben dem berühmten Filmkritiker Béla Balázs auch Korda ins Exil, wo er etwa Der dritte Mann produzierte.

Am Weg ins Exil landete zunächst auch Mihály Kertész in Wien. Als Michael Curtiz realisierte er in Hollywood später u. a. das Antinazimelodram Casablanca (1942). Nach Muszatics' Vortrag läuft István Szabós Spielfilm Hanussen (Ö/BRD/HU 1988) mit Klaus Maria Brandauer als Varieté-Illusionist. (dog, DER STANDARD, 17.4.2015)