Ebenso unvermittelt wie am 26. März die saudisch-geführte Luftoffensive im Jemen begann, wurde am Dienstag ihr Ende - oder zumindest eine andere Sprachregelung - verkündet. Auch danach wurde noch bombardiert, weil ja auch die Huthi-Rebellen weiter vorrückten. Der Operation wurde nach "Entschlossener Sturm" der freundlichere Name "Erneuerung der Hoffnung" verpasst. Mit einer Waffenruhe hat das nichts zu tun, und trotz aller Beteuerungen ist nicht sichtbar, dass die erklärten Ziele der Kampagne erreicht worden wären.

Was hingegen klar ist: Die humanitären Kosten waren zu hoch. Die Menschen im Jemen sterben nicht nur an den Angriffen, sondern am Kollaps der letzten funktionierenden Strukturen (übrigens beherbergt der Jemen auch hunderttausende somalische Füchtlinge). Gleichzeitig sind die saudische Militärstrategie und die politischen Ziele äußerst verschwommen. Zwischen dem diplomatischen Erfolg, den Saudi-Arabien vergangene Woche mit der rebellenkritischen Jemen-Resolution im Uno-Sicherheitsrat einfahren konnte, und dem, wie die Operation hinter vorgehaltener Hand beurteilt wird, gibt es eine große Diskrepanz.

Der Krieg gegen eine Huthi-Guerilla im schwierigen Gelände ist fast nicht zu gewinnen; aus der Luft schon gar nicht. Aber angesichts des Gedankens, dass Bodentruppen - saudische? ägyptische? Pakistan hat ja bereits abgewunken - zum Einsatz kommen könnten, schlägt beinahe jeder, der den Jemen kennt, die Hände über dem Kopf zusammen.

Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi ist weit davon entfernt, die Kontrolle wieder übernehmen zu können, trotz der Berichte, dass Teile der zuvor für Expräsident Ali Abdullah Saleh kämpfenden Truppen zu ihm überlaufen. Aber Saleh ist immerhin angeschlagen und wird es noch mehr sein, wenn die Sanktionen gegen seinen Sohn Ahmed, auf dessen Unterstützung er angewiesen ist, greifen.

Die neue saudische Führung - nominell unter König Salman, mit einer starken Rolle der beiden Mohammeds, Bin Salman und Bin Nayef; der eine Königssohn, Chef des Königshofs und Verteidigungsminister, der andere Vizekronprinz und Innenminister - pokert hoch. Wenn sie den Exit nicht rechtzeitig schafft, könnte das auch Konsequenzen im Inneren haben. Nicht alle im Königshaus sehen die Debatte, von wem Saudi-Arabien in der nächsten Generation, jener der Enkel des Staatsgründers Ibn Saud, geführt werden soll, als abgeschlossen an. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 23.4.2015)