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Das Kreuz mit dem Kirchenbeitrag: Die Diözese Wien zweifelt am Wahrheitsgehalt der Einkommenssteuerbescheide von Unternehmern, Einzelkämpfern und Freiberuflern.

APA, Hochmuth

Wien – Vor Gott sind alle Menschen gleich, lehrt die Bibel. Geht es ums Geld, gelten andere Regeln. Und diese trennen gleich einmal Selbstständige von Unselbstständigen. Die Erzdiözese Wien fordert von angestellten Arbeitnehmern 21 Euro an Mindest-Kirchenbeitrag ein. Selbstständige zahlen mit zumindest 96 Euro das mehr als Vierfache.

Was manchen Freiberufler dann doch etwas überraschte. Die Kirchenbeitragsstelle ließ daraufhin wissen, dass die in Einkommenssteuerbescheiden enthaltenen Zahlen "die tatsächlichen Einkommensverhältnisse nicht immer widerspiegeln". Denn Un- ternehmer hätten "eine größere Vielfalt von Möglichkeiten der Einflussnahme auf die Höhe des zu versteuernden Einkommens".

Zweifel an der Moral

Kurzum: Die Diözese zweifelt an der Moral selbstständiger Schäfchen, unterstellt pauschal Steuerbetrug und setzt den Pflichtbeitrag vorsorglich höher an. Er sei kein Antiklerikaler, aber hier werde eine ganze Berufsgruppe als Steuerhinterzieher diskreditiert, sagt Christian Fiala, der als Gynäkologe die Initiative gegen Kirchenprivilegien mitträgt, die sich unter anderem an zahlreichen Steuerbefreiungen der Kirche stößt. Ihr Chef möge hohe moralische Ansprüche haben, das Bodenpersonal hat es aus seiner Sicht nicht.

"Gut bewährt"

Selbstständige, ob kleine Einzelkämpfer oder große Unternehmer, riskieren bei falschen Einkommenssteuererklärungen ein Finanzstrafverfahren. Vor allem Ein-Personen-Betriebe sehen sich finanziell oft in der Klemme. Zeit und Muße, Schlupflöcher im Fiskus zu suchen, haben die wenigsten.

Auf Anfrage des STANDARD betont der Direktor der Finanzkammer der Wiener Erzdiözese, Josef Weiss, dass sich der Mindest-Beitrag für Selbstständige gut bewährt hat. Denn die Bandbreite ihrer selbstständigen Tätigkeiten sei groß und ihr Einkommen starken Schwankungen unterworfen. In der Praxis gebe es jedenfalls Situationen, in denen er sich bis auf die Höhe der Beiträge für Unselbstständige reduzieren lasse.

Wenig Vertrauen

Wenig Vertrauen brachte die Erzdiözese zuletzt auch den Landwirten entgegen. Sie ortete vor zwei Jahren beim Verkauf von Ackerflächen weithin übliche Schwarzgeldzahlungen. In der Landwirtschaftskammer und unter Bauernvertretern gingen die Wogen hoch. Woraufhin die Kirche zurückruderte: Man wolle keinem die pauschale Praxis schwarzer Zahlungen unterstellen und entschuldige sich dafür, sei es so verstanden worden. (Verena Kainrath, DER STANDARD, 25.4.2015)