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Der deutsche Energieversorgungskonzern RWE hat zehn neue Elektro-Dienstwagen im Fuhrpark - und damit eine gut erklärbare Energieeffizienzmaßnahme.

Foto: APA/Balk

Wien - Die heimischen Energieversorger erwarten, dass die Ziele des seit Jahresbeginn geltenden Energieeffzienzgesetzes heuer nur zu rund zwei Dritteln erreicht werden und sind auch für nächstes Jahr kaum optimistischer, geht aus einer am Montag präsentierten Deloitte-Studie hervor. Rasch umgesetzt werden müssten jetzt die Monitoring-Stelle und die Anrechenbarkeitskriterien, so die Experten.

Laut Energieeffizienzgesetz müssen die Energieversorger eine Einsparung von 0,6 Prozent ihrer Energielieferungen nachweisen. Wird dieses Ziel verfehlt, sind Ausgleichszahlungen von 20 Cent je Kilowattstunde (kWh) bzw. 200 Euro pro Megawattstunde (MWh) fällig. Das sei ein hoher Betrag, der die Unternehmen ansporne, das Ziel zu erreichen, so Gerhard Marterbauer, Partner und Leiter Energy und Resources bei Deloitte Österreich, in einer Pressekonferenz. Zum Vergleich: Am Großhandels-Spotmarkt kostet eine Megawattstunde Grundlast derzeit rund 35 Euro.

Bei der Monitoring-Stelle soll der Vergabeprozess demnächst abgeschlossen sein, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium zur APA. Die Verordnung für die Leitlinien für die Monitoring-Stelle sei in Vorbereitung und solle demnächst in Begutachtung gehen. Das Wirtschaftsministerium nimmt derzeit interimistisch die Agenden der Monitoring-Stelle wahr.

Laut Deloitte-Studie gehen die Energieversorgungsunternehmen (EVU) derzeit von einer Zielerreichung von 65,6 Prozent im ersten Jahr aus, und von 65,1 in der ersten Folgeperiode.

73 Prozent der EVU wünschen sich mehr Klarheit bei der Anrechenbarkeit der Maßnahmen. 85 Prozent gaben an, die Maßnahmen beim Kunden zu setzen, 60 Prozent planen zusätzliche Schritte innerhalb des eigenen Unternehmens.

Klare Rahmenbedingungen

28 Prozent der Unternehmen haben bereits interne Maßnahmen gesetzt. Man brauche klare Rahmenbedingungen, diese seien auch wichtig für den Standort Österreich, betonte Werner Kolarik, Partner Consulting von Deloitte Österreich. Angesichts der Höhe der Ausgleichszahlungen sehen die Experten durchaus Eile geboten.

Es gebe auch die Möglichkeit, Maßnahmen auf einer Plattform zu handeln. Dies sei auch für EVU eine Chance, in einem weiteren Geschäftsfeld tätig zu werden, so Kolarik. Bei den Haushalten seien vor allem Maßnahmen im Wärmebereich wichtig.

Es gebe eine starke Differenz zwischen den Maßnahmen, die die Unternehmen wollten und jenen, auf die die EVU setzten, so Deloitte-Experte Tobias Wiener. So setzen beispielsweise 80 Prozent der EVU auf Energieeffizienzberatung. Es gaben aber 55 Prozent der befragten Unternehmen, keine Energieeffizienzberatung in Anspruch nehmen zu wollen. 57 Prozent wollen ihren Fuhrpark effizienter gestalten. Vorstellbar ist hier etwa eine Anrechenbarkeit bei einer Umstellung auf Elektromobilität.

Kosten des Energieeffizienzgesetzes können durchaus beim Kunden landen: 50 Prozent der EVU gaben an, anfallende Kosten beim Kunden einzupreisen. Für die Deloitte-Experten ist hier aber ein Splitting vorstellbar: So könnten Kunden, die die Zielerreichung unterstützen, einen günstigeren Energiepreis erhalten.

Energiemanagementsystem

Ein Energieaudit durchführen wollen 53 Prozent der befragten Unternehmen. Der Rest, vor allem größere Unternehmen, plant ein eigenes Energiemanagementsystem.

EU-weit liege Österreich bei der Umsetzung der Energieeffizienz-Richtlinie im guten Mittelfeld. Ein bisschen besser wären etwa Irland und Dänemark, so die Experten des Beratungsunternehmens.

An der Studie nahmen 254 Personen teil. Ein Viertel der befragten Unternehmen kamen aus der Energieversorgung, der Rest unter anderem aus der Fertigungsindustrie, aus Handel und Dienstleistungen sowie Bau und Anlagenbau oder Banken und Versicherungen. (APA, 27.4.2015)